Phänomenal
Also ich habe etliche Einspielungen der Beethoven-Symphonien, und meist wird die dritte zu zäh, zu langsam, zu gedehnt gespielt - außer unter dem Dirigat von Michael Gielen (Gardiner musiziert mir zu technokratisch-kalt) und, ja, in der hier vorliegenden Einspielung.
Man kann jetzt sagen: Dieser Beethoven ist zu fett, zu großes Orchester, nicht zeitgemäß. Mir ist das vollkommen egal! Ich habe mir abgewöhnt, Beethoven-Symphonien mit historischen Instrumenten gespielt anzuhören. Die Streicher sägen zu sehr, die Violinen sind zu dünn und zu schrill, die Blechbläser klingen völlig unzureichend, schepperig. Aber Savall! Ja, der macht daraus ein Werk für Pauke und Orchester, zudem ist der Klang unausgewogen, also gar nicht mein Fall. Das Pittsburgher Orchester klingt fantastisch - voll, ausgewogen, warm, einfach schön. Honecks Interpretation überzeugt mich wie keine andere Einspielung, die ich kenne (die alten mit ihrer miserablen Aufnahmequalität lasse ich sowieso außen vor, auch wenn immer wieder Leute meinen, die "Alten" hätten es alles am besten gemacht): großer Dynamik-Umfang, scharfe Akzente, aber ohne diese elende, willkürlich wirkende Forcierung eines Fischer oder von HIP-Orchestern, die zudem immer so blutleer klingen.
Die Tempi sind ausgesprochen gut gewählt, immer ist Hochspannung drin, man sitzt sozusagen auf der Stuhlkante und denkt: Oh Mann, so kann man dieses Symphonie also spielen!
Die Aufnahmetechnik ist allererste Sahne, insbesondere, wenn man die Super-Audio-Spur wählt. Große Räumlichkeit, satter, auch mal schroffer Klang (Hörner!), wo es passt - ganz großes Kopfkino. Von daher: Kaufen, solange es diese Aufnahme noch gibt!
Ach ja: Das Hornkonzert von Strauss ist auch wunderbar interpretiert und aufgenommen. Sollte man unbedingt ebenso würdigen wie die Eroica!
Wer jetzt mehr Details, also eine ausführlich analytisch begründete Lobeshymne von mir erwartet, den muss ich enttäuschen. Mir fehlt die Zeit dazu, ich gebe also lediglich meinen ganz subjektiven Eindruck wieder.