Eine Weiterentwicklung
In "Intermezzo" begegnet dem Leser vieles, was man von Sally Rooney gewohnt ist: Es geht um Liebe, komplizierte Beziehungskonstellationen, um Millenials in Dublin und Umgebung. Doch ihr vierter Roman ist auch eine Weiterentwicklung: Er ist ambitionierter, ausschweifender, sentimentaler, erwachsener, tiefgründiger. Auch stilistisch wagt Rooney Neues, indem sie uns in die Gedankenwelt ihrer drei Hauptcharaktere wirft. Wir erleben ihre subjektive Sicht auf das Leben und das, was ihnen geschieht, werden in fragmentierte Bewusstseinsströme und emotionale Überlegungen hineingezogen. In einem Interview hat Rooney Dostojewskis "Die Brüder Karamasow" als Inspiration genannt (nicht zufällig heißen die Hauptfiguren in "Intermezzo" Ivan und Peter Koubek); auch Assoziationen an Virginia Woolf werden wach. Das Buch ist nicht perfekt - es ist vor melodramatischen Szenen nicht gefeit, zudem überzeugen ausgerechnet die Frauenfiguren nicht durchweg. Doch insgesamt ist es ein kluges Buch, in das man versinken kann.