Aufrüttelnd, bewegend und unglaublich emotional - ein Roman über zerstörerisches Cybermobbing.
"Was wir nicht kommen sahen" von Katharina Seck ist als Hardcover mit Schutzumschlag bei Lübbe erschienen und umfasst 368 Seiten.
Ada, 18 Jahre alt, sagt eines Abends ihren Eltern Tschüß, verlässt das Haus und geht geradewegs zu einer Brücke, von der sie dann springt. Ein Suizid, den niemand kommen sah. Ein verzweifeltes Mädchen, deren Probleme unterschätzt wurden. Ein tragisches Ende - mit dem das Buch beginnt.Was passierte mit Ada, einer Gamerin, die gern ihre Games live streamte, einen tollen Freundeskreis hatte und sich mit ihren Eltern richtig gut verstand. Eine Entwicklung, die durch eine fiese Aktion im Netz ins Rollen kommt und lawinenartig ungeahnte Ausmaße annimmt...
Auf einerseits sehr einfühlsame, zugleich schonungslose und wahnsinnig prägnante Weise schildert Katharina Seck abwechselnd aus den Perspektiven von Adas Mutter Jenny, (die unermüdlich herauszufinden versucht, was ihre Tochter zu dieser unfassbar schlimmen Tat getrieben hat) sowie Ada selbst (und deren Erlebnisse, Gedanken- und Gefühlswelt in den Wochen vor ihrem Freitod) und zudem der Anonymität des Internets, (die x unterschiedliche Rollen innehat), diese Geschichte, die tief unter die Haut geht und eine große Nachdenklichkeit und Traurigkeit in mir hinterlassen hat - zugleich aber auch das gute Gefühl, viel gelernt zu haben und an einem sehr ergreifenden, emotionalen Erlebnis teilgehabt haben zu dürfen.
Außerdem bekommt man anhand von Adas Eltern Jenny und Dominik hautnah mit, wie unterschiedlich Menschen trauern und wie schnell es geht, dass sie dies nicht zusammen, sondern ganz allein tun und das häufig ein Anstoß von außen wichtig ist, um die Welt für die Betroffenen wieder in eine funktionierende Position zu bringen.
Auch Adas Freundeskreis und die Anonymität des www spielen wichtige Rollen und alles Zusammen hat die Autorin zu einem stimmigen, gefühlsgeladenen Ganzen gemacht, das klarmacht, wie schnell die gesamte Welt eines Menschen aus den Fugen geraten kann.
Dieser Roman hat mich nicht nur unendlich berührt und heftig aufgewühlt, sondern mir auch die Gefahren des Internets, insbesondere des Cybermobbings, so richtig bewusst gemacht.
Die Autorin öffnet ihren Leserinnen und Lesern mit ihrer gewandten, eindringlichen Schreibweise die Augen und sensibilisiert sie für die vielfältige, für Viele nach wie vor recht unbekannte Thematik - da muss etwas getan werden, und wir dürfen die Anzeichen nicht unterschätzen. Persönlicher Kontakt, Vertrauen und Zusammenhalt sind und bleiben ungemein wichtig - nicht wegschauen, lieber einmal mehr auf jemanden zugehen und hinterfragen...!
Ein sehr sehr empfehlenswerter Roman, der auch als Schullektüre riesiges Potential hat, die Schülerinnen und Schüler ganz gewiss nicht kaltlassen wird und hoffentlich dabei hilft, dass die Menschen wieder aumerksamer aufeinander werden!