Krebs ganz nah am Puls seiner Zeit
Diese Vier-CD-Box in Buchform, die anlässlich von 300-Jahr-Feierlichkeiten herausgegeben wurde, versammelt, vermutlich erstmalig, Instrumental- und Vokalwerke jenes "einzigen Krebses im Bache", der zu oft und zu lange als Bach-Epigon abgestempelt worden ist. Gerade die zwei hier enthaltenen Sinfonien offenbaren aufs deutlichste, wie nah Krebs am Puls seiner Zeit im galanten und empfindsamen Stil komponieren konnte. Anders als in vielen seiner Orgelwerke eifert er hier - wie auch in seinen Klaviersonatinen und -sonaten - nicht seinem Lehrer nach, sondern schafft anrührende Musik, die an Carl Philipp Emanuel Bach oder an den frühen Haydn erinnert. Angesichts des bezaubernden Oratorio Funebre wird sinnfällig, dass Krebs auch hervorragende Opernmusik hätte komponieren können, hätte er nicht zeitlebens nur Organistenstellen bekleidet.
Für mich ist diese auf sehr hohem Niveau musizierte und edierte Veröffentlichung eine der größten Entdeckungen in der Barockmusik.