"Einfach unverzichtbar !"
Ältere haben diesen "Macbeth" von 1964 natürlich jahrzehntelang im Plattenschrank - die neue Transkription von Urania überzeugt technisch völlig und ermöglicht ein ungetrübtes Wiederhören mit einer Sternstunde der Verdi-Rezeption unter dem eigenwilligen Thomas Schippers mit einem Ensemble, wie es zumindest im Platten-Studio seither nicht mehr zusammenfand:
Giuseppe Taddei ist trotz schärfster Konkurrenz für mich der beste Macbeth überhaupt - ihm glaubt man, dass er nicht nur schwaches Werkzeug seiner Gattin, sondern auch ein gefürchteter Feldherr ist - vokal eine Offenbarung ! Dass Birgit Nilsson zu Brünnhilden- und Elektra-Zeiten noch in der Lage war, eine so heikle Verdi-Partie mit allen Raffinessen bis hin zu einem makellosen hohen des zu singen - ja, zu singen ! - ist ein reines Wunder ! Durch ihre vokale Souveränität kommt sogar ein wenig von dem ins Spiel, was Verdi eigentlich aussparen wollte: erotische Faszination !
Die übrigen Interpreten - Foiani, Prevedi, di Palma - halten tapfer mit, eine Aufnahme aus einem Guss.
"Aus einem Guss ?"
Irritierend ist, was man nicht hört: Schippers macht Striche, die seinerzeit kaum ein Stadttheater riskiert hätte !
Hexenszene am Schluss des 1. Bildes - im Skat, vom 3. Akt bleibt eigentlich gerade nur das Allernotwendigste, und kaum verständlich scheint mir, dass er auf die grandiose Ballettmusik verzichtet.
"Zwar hör' ich viel - doch möcht' ich alles hören !" - möchte man mit Goethes Scholaren seufzen.
Da die Oper nicht gerade lang ist, sehe ich keinen plausiblen Grund für diesen Verzicht auf viel schönste Musik.
Stereotechnisch erfüllt die Aufnahme nach wie vor alle Wünsche, die man bei Deccas seinerzeit erwarten konnte - das einleitende Gewitter gerät so plastisch, dass man sich unwillkürlich ein paar Tropfen abwischen möchte.
Kurz (und gut ?): wer um diesen "Macbeth" einen Bogen macht, dem ist eigentlich nicht zu helfen.