Ein Album aus einem Guss
Als langjähriger Prince-Fan und -Kenner (ca. 50 Konzerte - Besitzer aller Alben, Nebenprojekte etc. etc.) würde ich sagen, dass ich eine neue Veröffentlichung gut einschätzen kann. Sicher ist nicht alles gut, was Prince zwischen 1990-2016 herausgebracht hat. Teilweise gab es Platten wie 20ten oder Planet Earth, die sehr mittelmäßig daherkommen - zumindest im Vergleich zu den wenigen musikalisch wirklich tollen Prince-Songs aus der Zeit der 80er. Dieses Album überzeugt als Einheit - Das Album knüpft an musikalische Meilensteine von Prince aus den 80er Jahren an. Als er es schaffte, die Kritiker und die Massen gleichzeitig zu überzeugen. M.E. gibt es außer David Bowie keinen anderen Künstler, der es schafft, sich immer wieder in neuen Facetten zu zeigen und Songs auf einem so hohen Niveau zu veröffentlichen. Im Gegensatz zu Bowie sind die Geniestreiche von Prince in den letzten 25 Jahren etwas spärlicher ausgefallen. Dennoch gibt es auch bei Prince einige großartige Beispiele, in die sich das neue Album einreiht. Das Album Welcome 2 America überzeugt auf dem gleichen Niveau wie spätere Meisterwerke und Höhepunkte seines Schaffens wie Rainbow Children, Art Official Age, HITnRUN Phase Two (Phase One ist dagegen - bis auf 2-3 Songs- ein Album, das man besser im Tresor gelassen hätte), Come (das meiner Meinung nach ein verkanntes Meisterwerk auf dem Niveau von Parade, Lovesexy oder Around the World in a day ist - das gleiche Niveau erreicht auch Rainbow Children). Welcome 2 America zeigt, dass Prince in den letzten 25 Jahren von vielen Mainstream-Musikfans einfach als altbacken abgetan wurde. Jetzt belehrt die Platte sie eines Besseren. Es hat noch viel mehr richtig gute Sachen im Vault und ich als Fan werde das Album mit großer Freude genießen. Vielleicht werde ich es in 2-3 Jahren noch besser oder vielleicht auch schlechter bewerten. - Eines ist jedoch klar. Es ist einfach die qualitativ bessere Musik im Vergleich zu 90% der aktuellen Veröffentlichungen von aktuellen Künstlern in den Charts. Ein Album mit einem mittelmäßigen Prince-Song - Hot Summer - ist viel besser als das, was in der Radiolandschaft gespielt wird. Es ist ein Einheitsalbum, das man auf Repeat stellen kann, und es ist ein klanglicher und produktionstechnischer Leckerbissen. Viel besser als einige andere Prince-Alben der letzten 25 Jahre. Es ist kein Song dabei wie Sign O the Times, kein When Doves Cry (Einzig Rin Tin Tin ist innovativ und überzeugt vollkommen) - aber eine überaus gelungene Hommage an viele seiner Vorbilder - Curtis Mayfield, Gill Scott Heron, George Clinton, Marvin Gaye ... Es gibt keinen anderen Musiker, der seine Idole auf so spannende und einzigartige Weise neu interpretieren kann wie Prince. Dies gelingt mit Welcome 2 America fast so gut wie mit Sign O the times - Die politischen und gesellschaftskritischen Texte sind einfach typisch Prince und trotz Veröffentlichung 11 Jahre nach ihrer Aufnahme top aktuell. Prince ist und bleibt auch in Zukunft spannend - Danke Prince und seinen Musikerkollegen auf der Platte - Chris Coleman, Tal Wilkenfeld und Morris Hayes für die tolle Platte.
PS: Die einzige momentane Kritik, die ich am Prince Estate habe - Um Himmels Willen - zeigt dem Mainstream-Hörer, was für ein großartiger Songwriter und Showman Prince war mit der Veröffentlichung eines der Konzerte von seiner letzten Tour Piano & Microphone. Die Shows vom Januar 2016 im Paislay Park oder aus Sidney, Melbourne oder Auckland wären großartig;-))