unvergleichlich
"Schau dir John Wick an", sagte mein Bruder. "Die Filme werden dir gefallen", behauptete er. Also zog ich los, und bestellte mir die vier Filme. Drei Tage und eine Ausweiskontrolle später landete der erste Film im Plastikschlund meiner Konsole. "Joa, ist brutal und hat Style", dachte ich, gab innerlich einen Daumen nach oben und rammte direkt das nächste Polycarbonat-Scheibchen in den Schlitz. Zwei Tage und viel Schlitz-Action später bedankte ich mich brav bei meinem Bruder für die Empfehlung und begab mich in die Horizontale (bin ja keine 20 mehr).
Am nächsten Morgen hatte ich eine neue Nachricht auf'm Handy. "Schau dir The Raid an", sagte mein Bruder. "Wie John Wick, nur aus Indonesien", prahlte er mit seinem Fachwissen. Also zog ich los, und bestellte mir die beiden Filme. Drei Tage und eine Ausweiskontrolle später landete der erste Film im Plastikschlund meiner Konsole – diesmal der von Microsoft, denn jeder Schlitz will benutzt werden. 105 Minuten und unzählige "Jesus!"-Ausrufe später flimmerte der Abspann über den Bildschirm und John Wick wirkte nun nur noch wie hüftsteifes Rentnerballet aus dem ZDF-Abendprogramm.
Ich brauchte Nahrung. Zwei Döner später rotierte dann die zweite Pencak Silat-Schlachtplatte im Laufwerk der Box. Und immer wenn du denkst, krasser geht's nicht mehr, kommt von irgendwo Yayan Ruhian daher. Einer der wenigen Menschen, die zeitgleich böse und knuffig aussehen. Was für ein Kämpfer, was für eine Körperbeherrschung!
150 Minuten und unzählige "Jesus!"-Ausrufe später flimmerte dann der Abspann über den Bildschirm. John Wick war vergessen und mein Fokus richtet sich seit dem auf Filme aus Asien. Sowas wie The Raid kann Hollywood einfach nicht (mehr) produzieren. Es fehlt dort an Willen, Können und Mut. The Raid ist ultra brutal, ultra stylish und vollkommen kompromisslos. Hauptdarsteller Iko Uwais ist das, was vor 50 Jahren Bruce Lee war: ein absoluter Meister seines Fachs. Beide Filme bestechen durch unfassbare Kampfchoreografien, exzellentes Sounddesign, fantastische Kamerafahrten und perfektes Pacing – und nur wenig CGI. Besser kann man Martial Arts nicht inszenieren.