Eine wunderbare, einfühlsame Familiengeschichte
Auerbach, ein idyllischer Ort am Bodensee – hier steht die Pension König, die Max König seinerzeit gegründet und dann mit Café und Konditorei ausgebaut hat, direkt am See. Als das Familienoberhaupt im Frühjahr 2022 mit 86 Jahren stirbt, herrscht große Traurigkeit im Hause König. Die ganze Familie trifft sich zu seiner Beerdigung. Auch Iris, die mit ihrem Mann Christian vor 3 Jahren nach Köln gezogen ist, wo sie zusammen sein Familienhotel führen, genießt es, wieder im Krise der Familie zu sein. Hatten sich die drei Schwestern Iris, Rose und Viola doch bei Iris´ Auszug geschworen, immer zusammenzuhalten – egal, was auch komme. In ihrer Ehe gibt es nach einem wunderschönen ersten Jahr die ersten Reibereien. Vor allem, weil Iris sich unbedingt Kinder wünscht, von ihrer Seite auch alles in Ordnung scheint, nur Christian mauert. Er kommt ohne Kinder ganz gut aus und legt, wie es scheint, keinen großen Wert auf Zuwachs in seiner Familie. Vielleicht tut der Ehe diese kleine Auszeit sogar ganz gut. Außerdem gibt es in der Pension einiges zu tun und Iris Hilfe wird sehr gerne angenommen.
Dies ist der erste Teil der dreiteiligen Familiengeschichte rund um die Familie König, ihre Pension und den Bodensee. Und das Zitat eines unbekannten Verfassers vor Beginn der Geschichte über Geschwister ist so wahr.
Autorin Lilli Beck stellt mir in diesem ersten Band die Familie König ausführlich vor. Wobei ich die meisten Geschehnisse aus der Sicht und den Gedanken der ältesten Tochter Iris erzählt bekomme. Aber auch ihre Schwestern Rose, die die Pension führt und Viola, die die Konditorei durch ihre neuen Kreationen immer bekannter macht, ihre Eltern Herbert und Florence und ihre kinderlose Tante Annemarie, die als Hausdame agiert, spielen eine große Rolle. Alle haben ihre Eigenheiten, ihre Ecken und Kanten und durch die facettenreichen, bildlichen Beschreibungen kann ich sie gut in mein Kopfkino einfügen. Mir ist die Familie König und auch Friedrich Kreutzer, ein ehemaliger Schulfreunde von Iris, in ihrer hilfsbereiten und fürsorglichen Art sofort sympathisch. Und was auch kommt, sie halten fest zusammen und lösen ihre Probleme gemeinsam.
Ich lerne die verschiedenen Traditionen im Hause König kennen und bin begeistert, dass jedes Kind bei der Geburt von Konditormeister Herbert eine eigene Süßigkeit kreiert bekommen hat. Was für eine schöne Idee. Bei den Beschreibungen der Torten, Kuchen und Gebäckstücke, die ich in der Konditorei bekomme, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Und auch die Ausblicke, die ich auf den See genießen darf, haben mir sehr gut gefallen und machen Lust, mal wieder hin zu fahren.
Etwas Unruhe kommt in die Familie, als sie im Nachlass des Großvaters einige Unterlagen finden, mit denen absolut nicht zu rechnen war. In Rückblicken habe ich immer wieder kleine Einblicke in das Leben von Max aus seiner Zeit, die er in Wien verbracht hat um hier das Konditorhandwerk noch ausführlicher kennenzulernen, bekommen. Da hatte ich mit solch einer Enthüllung schon fast gerechnet. Was es damit, und mit der anonymen Anzeige auf sich hat, die einen Lebensmittelkontrolleur in die Backstube bringt, oder was die schlechten Bewertungen im Internet zu bedeuten haben, verrate ich hier nicht.
Nur eines noch. In einer Familie ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Und auch bei den Königs kommt es zu einem schrecklichen Geschehen, bei dem hatte ich Tränen in den Augen. Aber auch das hält diese wundervolle Familie gemeinsam aus.
Lilli Beck hat mich für einige entspannte aber auch spannende und unheilvolle Stunden an den Bodensee und nach Wien entführt und vollkommen in ihre Geschichte hinein gezogen. Sie hat es geschafft, dass ich mich voll auf die Schicksale der Familie König habe einlassen können und mich mit ihnen gefreut, gebangt und gelitten habe. Und ich bin so froh, dass Band 2 schon hier liegt und ich gleich weiterlesen kann. Ich bin so gespannt, wie es mit den Schwestern, der Konditorei und der Pension König weiter geht.