Schön, aber nicht die aufregendste BoC Platte
Kurz vorweg - eine wirklich schlechte BoC-Scheibe sucht man vergebens, die Jungs geben sich wirklich jedes mal Mühe - von den unheimlich perfektionierten Tracks selbst zur Pressung und Verpackung - alles sahnemäßig.
Diese Scheibe enthält einige eher "leichtgewichige" Tracks, die man vielleicht als "funktionsfähiges Ambient-Lounge" charakterisieren könnte.
"Kid for today" läuft in einer Harmonieschleife und tuckert gemächlich vor sich hin - man könnte bequem dazu in einem Cafe sitzen und die goldene Nachmittagssonne beobachten - alles geht so seinen Gang, nix passiert. Im Grunde löscht der Track sich nach einer Weile selbst aus und kommt nur manchmal an die Oberfläche wenn etwas ein ganz klein wenig überraschendes passiert - sonst wird man ohne es zu merken einfach nur angenehm melancholisch in den Sitz gedrückt. :)
"Amo bishop roden" basiert auf einer anderen Hamonieschleife, die ebenfalls wieder unverändert durchgezogen wird, diesmal mit einem ganz typischen BoC Sound: "Mellotron mit beschädigten Tonbändern", dann pluckert es los und nach kommen Elemente dazu, andere werden nach und nach weniger wichtig - schön massiert wird man dann von den Basstönen und der Bassdrum die schlussendlich dazu kommt, aber viel passiert auch hier nicht - auch dieser Track scheint dauernt zu sagen, "achte nicht auf mich, sondern auf deine Tagträume".
"In a beautiful place out in the country" lässt uns in eine weitere Harmnieschleife versinken – fängt sehr traumgesichtig an, als ob man um die verlorenen Erinnerungen glücklicherer Tage trauern würde – der Groove kommt reingeblendet – man scheint das schonmal gehört zu haben.
Dann erzählt eine Vokoderstimme etwas unverständliches von einem "beautiful place" oder so ähnlich – sehr melacholisch, bringt einen wirklich in eine introspektiv-besinnliche Stimmung :D
"Zoetrope" ist der seltsame Track dieser EP - klingt ein wenig als ob jemand mit einem dieser Synth-Presets improvisieren würde, die alles in harmonische Pulsationen übersetzen, egal was man spielt.
Der Sound ist eher hell und digital und klingt eigentlich garnicht nach BoC, aber das ist eine gute Sache.
Verglichen mit dem Perfektionismus, mit dem die minimalistische Veränderungen der anderen Tracks changieren, scheint dieser Track die Kontrolle zwischendurch zu verlieren, geht hierhin und dahin scheinbar fast zufällig.
Eine ungebremste Improvisation zwischen Synthesizer und Keyboardspieler - vermute fast der ganze Track war in ca. 10 Minuten fertig :D
Den Effekt "warme Zudecke", den die andere Tracks erzeugen, gibt es hier nicht so sehr - man wird eher aufgefordert, bewusst dabei zu bleiben und sich überraschen zu lassen. Vielleicht die größte Annäherung an J.S. Bach, de BoC bisher hingelegt haben (?) :D
Der Klang dieser EP ist einwandfrei, Cover, Innencover und Labels schön "Zoetrope" ist sicher der interessanteste und ungewöhnlichste Track.
Im Ganzen ist die EP aber nicht so aufregend wie ihre späteren Arbeiten - auf den Longplayern ab "Music Has the Right to Children" geht es definitiv heftiger und stärker zur Sache. Das meiste hieran passt bequem in die Kategorie "Hintergrundmusik".