Salonmusik mal anders
Es ist eine musikalische Zeitreise, die das Duo Praxedis auf der jüngsten CD anbietet, und eine Reise an die hoch- und höchstrangigen Höfe Europas. John Thomas, geborener und überzeugter Waliser, unterhielt mit seiner Musik Gräfinnen, Fürsten, Könige, wurde geliebt und mit Ehrungen überhäuft. Mit 46 Jahren erreichte er den Höhepunkt seiner Karriere, als er zum Harfenisten von Queen Victoria ernannt wurde, ein Ehrenamt, das er noch zu Zeiten ihres Nachfolgers ausübte. Was John Thomas– abgesehen von seiner außergewöhnlichen Virtuosität – aus der Menge der „reisenden Virtuosen“ heraushob, waren seine Kompositionen für Harfe und Klavier. Mit alchymistischem Gespür mixt er die Farben der beiden Konzert-Superstars zu einer neuen Klangqualität und lässt dennoch beiden Instrumenten genug Raum für ihren jeweiligen individuellen Klang.
Diese besondere Magie, diese mystische Harmonie, lassen die beiden Damen, die sich „Duo Praxedis“ nennen (und die, ganz nebenbei, Mutter und Tochter sind), auf ihrer CD „John Thomas. Complete Duos for Harp and Piano, Volume One“ erwachen. Mit Ehrfurcht und überschäumender Lebensfreude – ja, das passt zusammen! – servieren die beiden Damen ein musikalisches Schmuckstück nach dem anderen: „Souvenir du Nord“, das John Thomas nach seiner Russlandreise komponierte, das von den Zeitgenossen hochgelobte Carmen-Potpourrie, das „Grand Duet“ aus dem Jahr 1865, und vor allem drei seiner walisischen Suiten.
Mit walisischer Musik begann John Thomas‘ musikalisches Leben: mit 12 Jahren gewann er seinen ersten Wettbewerb, das traditionelle „eisteddfod“, das jährlich seit dem 6. Jahrhundert abgehalten wird, mit 35 Jahren wurde er als wichtigster walisischer Musiker ausgezeichnet, als „Pencerdd Gwalia“. Es ist, als wäre in seiner Musik die Überzeugung lebendig geworden, die er bei seinen Eltern gelernt hat: „Musik ist die Sprache des Himmels“. Und dem Duo Praxedis ist es gelungen, eine Ahnung dieser HImmelssprache lebendig zu machen.
Wann kommt „Volume Two?“