Entschleunigt
Es ist ja eine Binsenweisheit, dass sich über Geschmack nicht streiten lässt. Das gilt insbesondere für Musik. Jeden bewegt sie (oder eben auch nicht) auf andere Weise. Trotzdem wundern mich die 1-Sterne-Bewertungen, die ironischerweise mit keinem Wort begründet werden. Ich vermute deshalb, dass hier "Rezensenten" am Werk waren, denen Igor Levits Herkunft aus einer jüdischen Familie und/oder vor allem (in Künstlerkreisen leider viel zu seltenes) politisches Engagement sauer aufstößt.
Ich genieße die CDs jedenfalls sehr. Die Zusammenstellung der Stücke beabsichtigt vor allem im Abschluss mit Morton Feldmans "Palais de Mari" eine Entschleunigung, wie sie gerade in diesen Zeiten, in denen ein Konglomerat aus Pandemie, Überforderung, Egozentrik, Lügen, Hass und Hetze das gesellschaftliche Gefüge wieder zu sprengen droht, eine echte Herausforderung, aber auch Notwendigkeit ist. Die einzelnen Stücke waren mir bisher unbekannt. Ob diese schon "besser" interpretiert wurden, kann ich nicht beurteilen. Ich finde sie virtuos, expressiv und innig präsentiert.