sehr lesenswerter Roman
Mit dem Roman „Rattensommer“ hat die Autorin ein gleichermaßen gefühlvolles wie auch eindrucksvolles Buch geschrieben.
Im Mittelpunkt steht die Freundschaft zwischen Lou und Sonny, die trotz ihres jungen Alters beide schon einige Schicksale erlebt haben. Als der Mörder von Sonnys Mutter überraschend aus dem Gefängnis entlassen wird, wandelt sich die scheinbar unbelastete Beziehung der beiden. Hass und Angst bestimmen ab jetzt den Alltag. Lou scheint ihre beste Freundin nicht mehr wiederzuerkennen.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Lou in kurzen Kapiteln erzählt. Es herrscht von Beginn an eine angespannte Atmosphäre, etwas scheint den Sommer zu trüben.
Der Roman lebt von starken Gefühlen jeglicher Art. Die Charaktere sind ausgereift, authentisch und sehr unterschiedlich. So kann man es zum Beispiel auch bei Lous Mutter beobachten. Sie lächelt Problem einfach weg, verdrängt diese. Lous Vater wiederum scheint resigniert zu haben. Lou hingegen kämpft bis zum Schluss für sich und andere. Für mich ist sie ein starkes Mädchen, das jedoch von ihrem näheren Umfeld zu selten wahrgenommen wird. Die Gründe hierfür werden in der Geschichte deutlich.
Sonny hat sich und ihre Gefühle nicht im Griff und ist schwer greifbar. Und Sonnys Vater nimmt von der Außenwelt nicht mehr viel wahr.
Dieser Roman handelt von Freundschaft, Eifersucht, Hass, Angst, Trauer und vor allem verdrängten Gefühlen. Ich hatte beim Lesen die ganze Zeit das Gefühl, dass ich mich in der Gefühlswelt der Protagonisten auskenne, dass ich sie verstehe und ihre Probleme deutlich erkenne. Andererseits fehlt das Verständnis der Charaktere füreinander in diesem Roman in vielen Szenen. Schweigen in den falschen Momenten beherrscht die Gespräche. Ich hatte zwischendurch den Gedanken, am liebsten in die Handlung eingreifen zu wollen.
Die Autorin hat aus meiner Sicht ein gutes Feingefühl beim Schreiben, für ihre geschaffenen Charaktere und die Handlung.
Das Ende lässt viel Raum für eigene Gedankengänge, was mir durchaus gefällt.
Es ist ein überzeugender Roman, den ich gerne weiterempfehle. Danke Juliane Pickel für eine tolle Lesezeit.