Störung der Totenruhe
Ich muß vorausschicken, daß die Operetten v.Kalman keine großen Glückseligkeiten in mir auslösen. Ich habe die Produktion erworben, weil ich das Textbuch des Werkes günstig erwerben konnte. Es ist immer ein ehrenwertes Unterfangen vergessene Stücke aus der Grabkammer der Musikgeschichte wieder ans Tageslicht zu holen. Werke, die aber schon zur Uraufführungszeit Todtgeburten waren,sollte man in Frieden ruhen lassen - alles andere wäre Leichenschändung. Eine solch unerfreuliche Ausgrabung hat sich Bad Ischl/cpo geleistet. Eine Handlung ist nicht vorhanden (Josephine trifft Napoleon, sie verlieben sich,heiraten, sie wird dadurch Kaiserin - fertig), die neue Dialogfassung so dümmlich, daß man auch die Originalversion hätte nehmen können. Dann wird aus der Aufnahme der Applaus von cpo herausgeschnitten, allerdings so stümperhaft, daß man es überdeutlich hört; ein einziges Ärgernis. Höchstwahrscheinlich ist cpo auch noch stolz darauf. Solche Verunglimpfungen von Liveaufnahmen sind leider das Markenzeichen von cpo (soll man das 'fake' nennen?). Was denken die Verantwortlichen sich eigentlich dabey? Höchstwahrscheinlich gar nichts. Dazu ein mickriges Beiheft. Für den Originalpreis von 30,- eine Unverschämtheit; auch der halbe Preis ist für diese Auflage noch zu teuer. Das Orchester spielt vorzüglich, ist aber so laut, daß es die Sänger oft zudeckt. Da die aber nicht besonders gut sind (jedenfalls sind sie nicht in der Lage Operette zu singen), ist es fast egal. Die beyden Chornummern und Duette des (völlig überflüssigen) Buffopaares sind die einzigen guten Nummern des Werkes. Kalman wollte wohl zu viel oder hat Operette mir Oper verwechselt. Fazit: wer Gefallen an unbedeutenden, stinklangweyligen Operetten hat, ist hier bestens aufgehoben und wird mit quälenden 147 Minuten ausgiebig bedient.