Morbus Mutter
Sandy hat alles. Ein Traumhaus, einen Ehemann und eine 15-jährige Tochter. Doch Ivy bezichtigt ihre Mutter der Lüge. Zitat: »Ich weiß nicht, wann, warum oder inwiefern du lügst, Mom.« Ivy holte so tief Luft, dass sich ihr Brustkorb hob. »Aber ich weiß, du tust es.« Was hat Sandy zu verbergen?
In einem weiteren Handlungsstrang lernen wir Nick und Harlan kennen, zwei Häftlinge, die flüchten wollen. Schon bald werden sich beide Erzählstränge kreuzen. Denn die Männer dringen in Sandys Haus ein, verletzen den Vater lebensgefährlich und nehmen Mutter und Tochter als Geiseln.
Die Leseprobe hatte mich auf einen packenden Psychothriller hoffen lassen, in dieser Hinsicht wurde ich enttäuscht. Denn es geht eher um bizzare, bedingungslose Mutterliebe, die krank macht, das Psychogramm eines Mörders - und Lebenslügen.
Am besten haben mir die Rückblenden in die Vergangenheit gefallen. Schnell ist klar, dass sich Sandy und ihre Familie in den Händen eines Psychopathen befinden - während draußen ein Schneesturm tobt und fremde Hilfe somit nicht zu erwarten ist.
„Night Falls“ lässt sich leicht und locker lesen. Aber mir haben die psychologischen Raffinessen gefehlt. Daher fand ich die Geschichte auch nur leidlich spannend. Mich konnte sie nicht wirklich fesseln. Selbst wenn Jenny Milchman am Ende nochmal richtig Gas gibt.
Sandy ist als naiv zu bezeichnen, ohne Selbstvertrauen. Mit ihr konnte ich mich nicht identifizieren, ihr Handeln oft nicht nachvollziehen. Erst, als sie kaum noch Luft zum Atmen hat, schlägt sie mit dem Mut der Verzweiflung zurück. Nichtsdestotrotz bleibt ein kitschiger, unrealistischer Mainstream-Thriller in Erinnerung.
Fazit: Ein typischer US-amerikanischer Thriller mit Happy End-Garantie, den man lesen kann, aber nicht muss.