Starkes Ensemble
Da es keine wirklich ueberzeugende Studioeinspielung des Werkes gibt, ist dieser Mitschnitt aus Florenz sehr willkommen. Muti hat ein besseres Ensemble zusammen als in seiner spaeteren Scala-Auffuehrung.
Scotto ist noch in grosser Form, die Abnutzungserscheinungen der Stimme, wie in der Levine-Tosca und Traviata mit Muti, bleiben noch zurueck. Die Arie aus dem 4. Akt ist ein Musterbeispiel gestalteten Singens. Muti haelt das Orchester bewusst zurueck und erlaubt ihr einen grossen Teil des Stuecks im Piano zu singen. Das Publikum tobt.
Ob sie den verwegenen Abschluss des Bolero aus dem 5. Akt, wie noch in der Scala-Auffuehrung von 1970 schaffen wuerde, bleibt unbeantwortet, da Muti den Saengern solche Freiheiten nicht gestattet. Nach der Callas ist sie DIE Darstellung dieser Rolle, und gestaltet sie viel aufruehrerischer als ihre Zeitgenossinnen. Scotto hat die Persoenlichkeit dafuer.
Bruson als Montfort schluchzt nicht und staemmt nicht wie die meisten anderen Rollenvertreter, bleibt sehr subtil und stilvoll, wie stets.
Veriano Lucchetti ist ebenfalls ein Gewinn fuer die nicht einfach zu besetzende Rolle des Arrigo. Selbst wenn sein Timbre wie immer etwas sauer klingt, ist er ein guter Darsteller und stilvoller Saenger.
Unverstaendlich warum man Ruggiero Raimondi soviele Basso cantante Rollen anvertraut hat. Die Stimme ist klangarm und klingt rauh. Seine grosse Arie bleibt farblos. Wer Boris Christoff als Procida gehoert hat, kommt von ihm nicht los, Raimondi ist Welten davon entfernt.
Muti Strenge ist passend zum Werk.
Insgesamt eine zu empfehlende Aufnahme, allerdings mit dumpfem Klangbild.