Eine unverhoffte Wiederauferstehung
Es ist das Stück, das das Wiener Publikum im Herbst 1936 zu Begeisterungsstürmen hinriss. Das lag weniger an der heiteren Geschichte um den windigen Reporter Axel Swift, der mit durchtriebener List und humorvoller Liebenswürdigkeit versucht, an ein Exklusivinterview mit der wunderschönen und unnahbaren Filmdiva Gloria Mills zu kommen, als an der "Erscheinung" einer bis dahin unbekannten Darstellerin. Keine Österreicherin, keine Deutsche, sondern eine Schwedin heizte dem Publikum ein, das bis dahin so etwas noch nie gesehen oder gar gehört hat: eine Schönheit mit einer dunklen, geheimnisvollen Stimme: Zarah Leander. Ihr Erfolg, den ihr die Wiener bescherten, sprach sich in ganz Europa herum. Schließlich gab sie dem heftigen Werben der Ufa in Berlin nach und wurde schließlich zu einer Filmdiva, die sie eben hier in diesem Stück "Axel an der Himmelstür" nur spielte. Ein bisschen selbsterfüllende Prophezehung.
22 Jahre später. Der österreichische Rundfunk (ORF) hat die Idee, das Stück noch einmal als Hörfassung aufzulegen. Ralph Benatzky, der Komponist, hat nichts von seiner Popularität eingebüßt. Zarah Leander feiert gerade jetzt als Operettenstar wieder große Erfolge in Wien vor ausverkauftem Haus. Zwei gute Gründe also, Zarah zu bitten, an der Hörfassung dieses Stücks, dem sie ihre europäische Karriere zu verdanken hat, mitzuwirken. Sie tut es. Max Hansen, 1936 ihr Partner im "Axel" und derjenige, dem sie ihr damaliges Engagement zu verdanken hat, ist bereits zu krank. Für ihn springt Toni Sailer ein. Im Advent 1958 wird das musikalische Hörspiel gesendet - und verschwindet wieder im Archiv.
Nochmal 41 Jahre danach: 1999. Eine kleine Plattenfirma gefällt sich darin, eine stark gekürzte Fassung (38 min.) zu veröffentlichen, um den Zuhörer "nicht mit zu vielen Dialogen der immerhin zweistündigen Funkaufnahme zu belasten" [Booklet-Text].
Nun endlich, seit 2009, liegt hier die komplette Funkaufnahme vor - und nichts davon "belastet". Das Ergebnis ist ein beschwingtes Potpourri an witzigen Dialogen, hervorragenden Chansons und vielen talentierten Stimmen, die offenbar einen Heidenspaß an ihrer Arbeit hatten. Weil wohl Toni Sailers Interpretation seiner Rolle wohl nicht ganz an Max Hansens Original heranreichen dürfte, hat man aber der CD als Bonus noch vier Chansons aus dem Stück beigefügt, die Max Hansen noch während der Spielzeit des Stückes 1936 aufnahm. Und zwei Chansons nahm auch Zarah Leander noch einmal für den deutschen Schallplattenmarkt auf - 1937, als sie schon in Berlin drehte. Auch sie sind hier zu hören und feststellen, wie Zarahs Timbre in den zwanzig Jahren nachgedunkelt war. So kann man sich die beiden hervorragend in ihren Rollen vorstellen, mit denen sie 1936 halb Wien entzückten.
Fazit: Ganz großes Hörspiel-Kino mit hervorragender Musik und hinreißender Besetzung. Einziger Wermutstropfen ist das dürftige und etwas lieblose Booklet, das leider auch nur in englischer Sprache vorliegt.