Eine Enttäuschung
Bereits im Dezember letzten Jahres erschienen und nun durch die jetzigen Krimkrise aktueller als jemals zuvor, ist dieses Werk über Wladimir Putin von Stanislaw Alexandrowitsch Belkowski. Der 1970 in Riga geborene Belkowski ist einer der bekannteste Politikanalyst Russlands und gleichzeitig Berater und Redenschreiber für diverse Politiker, unter anderem Irina Chakamada, die Putin in der Präsidentschaftswahl 2004 unterlag. Bekannt wurde er im Westen vor allem durch seine kritischen Kommentare zum Yukos Skandal. Seine Kommentare erscheinen in Der Spiegel, Die Welt, The Wall Street Journal usw.
Die Biographie wartet nur mit einem Foto auf und das ist dem auf der Titelseite, welches einen düster dreinblickenden Putin zeigt, der unheimlich und einschüchternd wirkt. Ich hätte mir ein paar mehr Fotos gewünscht, weil diese das ganze Buch ein wenig aufgelockert hätten. Mit dem Untertitel heißt das Buch „Die ganze Wahrheit über Putin“ und auf der Rückseite „Der russische Tyrann“, was dann nur bedingt der Ausrichtung des Buches entspricht, aber dazu komme ich später (was im Übrigen eine der liebsten Formulierungen des Autoren ist).
Am Anfang des Buches befindet sich die Aufstellung der Kapitel, die nach der Einleitung, welche schon die Schlussfolgerungen enthält, abgearbeitet werden. Weiteres, wie Personenregister oder ähnliches sucht man vergebens. Die einzelnen Kapitel sind unterschiedlich lang und in einzelne kurze Absätze unterteilt, was irgendwie sehr zerstückelt wirkt.
Inhaltlich werden immer wieder Tatsachen, selbst das Geburtsjahr angezweifelt, allerdings werden keine Quellen genannt oder nur Verdachtsmomente aufgezeigt, warum die offizielle Version nicht stimmt. Vieles bleibt so unklar und hinterlässt mehr Fragen als dieses Buch klären kann.
Manchmal werden psychologische Thesen in den Raum geworfen ohne eine sinnvolle Begründung nachzureichen. Die ganze Jugend von Putin und das frühe Erwachsenenalter fehlen komplett und machen dieses psychologische Statement noch unbewiesener.
Der Autor benutzt Formulierungen, die manchmal wirklich grenzwertig (anmaßend, arrogant) sind und sehr von sich eingenommen. Gerade das Kapitel zum Sexualleben von Putin ist hier kritisch zu sehen. Ob diese inhaltlich in eine Biographie müssten kann man sich streiten, allerdings stellt der Autor hier Hypothesen in den Raum, die nicht nachvollziehbar sind.
Schwierig für mich allgemein ist es die russische Mentalität zu verstehen, diese konnte mit der Autor nicht näher bringen und vieles ist mit dem westlichen Verständnis kaum nachzuvollziehen, Ausnahmen wir Ex-Kanzler Schröder mal ausgenommen.
Der Autor hat zu Putin eine klare und eindeutige Meinung, welche sicherlich teilweise nachvollziehbar ist. Das in der Politik wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen, ist keine Feststellung die nur für die russische Politik unter Putin gilt. Hierzu gibt es genügend Beispiele, ebenfalls in Europa.
Fazit: Eine Biographie, welche mich nicht überzeugen konnte, da unklar ist was Fakten, Gerüchte, Erzählung oder einfach nur Erfindungen sind. Weiterhin setzt das Buch schon ein gewisses Hintergrundwissen über Russland und Putin, sowie den weiteren Protagonisten voraus.