Eine große Freude - nicht nur für Jethro-Tull-Fans
Schon der Albumtitel verdeutlicht den direkten Bezug zum Album THICK AS A BRICK von Jethro Tull aus dem Jahre 1972, ein Highlight in deren nicht gerade an Höhepunkten armen Discografie, wie auch der gesamten Prog-Rock-Geschichte. 2012 erzählte Ian Anderson die Geschichte von dem von ihm erfundenen Jungen Gerald Bostock, dem vermeintlichen Textlieferanten, weiter. Die Prog-Anteile waren reduziert, die Faszination des Originals konnte Anderson nicht erreichen, wenn er auch eine durchaus gelungene Rock-Scheibe ablieferte. Der Berliner Multiinstrumentalist Lutz Meinert veröffentlicht nun unter den Namen Reflection Club eine eigene Hommage an den berühmten, nahezu gleichnamigen Klassiker. Wie das Original ist auch STILL THICK AS A BRICK ein aufwändiges Konzeptalbum, dem zwar keine Zeitung wie der „St. Cleve Chronicle & Linwell Advertiser“ beiliegt, dafür aber eine 70-Seiten dicke, fiktive Ausgabe der Musikzeitschrift „Rellington Stone“ (was kann man denn da raushören? ), in der in der Headline der Frage nachgegangen wird, ob der Finanz-Mogul George Boston (auch hier diese direkten Bezüge ) verdeckt ein scharfzüngiger Rock-Poet ist? Die wunderbare Haptik des in Form eines kleinen Buches aufgemachten Albums und die Anlehnung des Textkonzepts an das Original ist das eine, das andere ist natürlich die musikalische Umsetzung. Hier erzeugt Lutz Meinert (keys, b, dr, perc) mit Unterstützung von Gitarrist Nils Conrad (bekannt von den Berliner Prog-Rockern Crystal Palace) und Flötistin Ulla Harmuth Klänge, die soundmäßig näher am Original sind, als Ian Anderson mit seinem Sequel. Einen zentralen Part hat der in diversen Jethro-Tull-Tribute-Bands gestählte Paul Forrest als Sänger und an der akustischen Gitarre. Dem sehr individuellen Gesangsduktus der Art-Rock-Legende Ian Anderson kommt Forrest tatsächlich sehr nahe. Auch wenn die Kompositionen nicht an den Meilenstein heranreichen, keine Überraschungen geboten werden, gefällt die liebevolle Hommage, die die musikalischen Ingredienzien des Originals aus sanften Akustikparts, dynamischen Ausbrüchen, Orgel- und E-Gitarren-Solos, sowie Glockenspiel und Einsprengseln aus Folk, Klassik und Jazz aufnimmt, und wird alte Tull-Fans und klassischen Art-Rock-Freunden viel Freude bereiten (und damit übertrifft der Ian Andersons Sequel). Als Bonus bietet eine DVD weitere Mixe, u.a. als dts Digital 5.1 Surround, sowie eine auf die Spiellänge genau abgestimmte Bildergalerie (leider war der geplante Film aus finanziellen Gründen nicht machbar).