Wieder eine gelungene Wiederveröffentlichung von Golden Core
1988 veröffentlichte das Quartett Sieges Even um die fulminante Rhythmusgruppe der Gebrüder Holzwarth das erste Album mit einem technoiden Thrash-Prog-Metal-Mix. Sie wurden dann als die „deutschen Watchtower“ angepriesen. Das bedeutete hochkomplexe Soundstrukturen, die oft ins Disharmonische abwanderten, dazu ein Sänger, der eigentlich keine üblichen Gesangslinien intonierte. Also für die breite musikalische Öffentlichkeit ein schwer zu goutierender Klang. Mit dem Gesang war man auch in der Band unzufrieden, auch am musikalischen Konzept wurde immer wieder gearbeitet. Nach einem zwischenzeitlichen Split fanden die Holzwarth-Brüder und Gitarrist Markus Steffen 2004 wieder zusammen. Als Glückfall erwies sich der Holländer Arno Menses als Sänger. Der Stil hatte sich im Vergleich zum ersten Album nun sehr stark verändert. Die Band setzte nun auf konventionellere, ja oft schon eingängige Songs, in denen Arno Menses mit seiner schönen und hellen Stimme im Mittelpunkt stand. PARAMOUNT, die 2007 erschienene zweite CD dieser Besetzung, liegt nun als Wiederveröffentlichung (nun auch als LP, sogar mit separater Abmischung!) wieder vor (sie erreicht, so viel sei schon verraten, nicht ganz die Klasse der Vorgänger-Scheibe). Sieges Even präsentierten einen gut hörbaren Sound, der Wert auf den nachvollziehbaren Song legt, der auch gerne mit AOR-Hooks im Gehörgang haften bleiben darf. Dass die Musiker Virtuosen sind, hörte man im einwandfreien Spiel durchaus heraus, doch wurde das spieltechnische Vermögen nicht vordergründig hervorgehoben (etwas ausschweifendere virtuose Ausritte würde sich der Prog-Fan manchmal etwas wünschen). So schweift das Ohr auch heute manches Mal doch ab, härte Riffs und nette kleine musikalische Ideen holen die Aufmerksamkeit aber immer wieder zurück. Etwas mehr dieser Widerhaken dürften gerne der Fall sein. Eine richtige Ballade wie “Eyes Wide Open” wäre in frühen Jahren undenkbar gewesen. Der Einbau der bekannten Rede von Martin Luther King im Track “Mounting Castles In The Blood Red Sky” spricht für das moralische Verständnis der Band, musikalisch war dies schon damals nicht neu, klingt heute auch etwas gewollt verkopft. Insgesamt eine top produzierte, gut durchhörbare Scheibe mit tollem Sänger, die einen gelungen Mix aus atmosphärischem Melodic-Rock mit zarten Prog-Einsprengseln präsentiert. Somit das Konzept, welches Sänger Arno Mendes und Gitarrist Markus Steffen ab 2007 dann mit ihrer neuen Band Subsignal weiter entwickeln sollten. Als Bonustrack ist die etwas kürzere Singleversion der Ballade „Eyes Wide Open“ beigefügt, dazu ergänzend neue Liner Notes und auch alle Texte sind im Booklet enthalten. Wieder eine gelungene Wiederveröffentlichung von Golden Core!