Außen weiß, innen bunt und vielfältig: The Beatles von The Beatles
Nach der psychedelischen, superbunten Phase in 1967 nun 1968 ein einfaches Weiß: Das Weiße Album der Beatles. Es ist die einzige Doppel-LP, die die Band selbst raus brachte und auch einfach nur unter dem Bandnamen. Veröffentlicht unter dem Label „Apple“, ihre eigene, neue Firma.
Mein Exemplar von damals (nach ‘68 gekauft, so alt bin ich auch wieder nicht), hat noch eine sechs-stellige Nummernprägung. Neulich beim Durchhören stellte ich fest, dass die Platte bei „Blackbird“ einen Sprung hat. Das heißt, die Nadel „hängt“, sie wiederholt ein und dieselbe Stelle ohne weiter zu kommen. Das war damals etwas sehr ärgerliches, denn die Scheibe war kaputt. Ein Grund, jetzt die Neuveröffentlichung zu kaufen?
Es ist mir irgendwie gelungen, alle Beigaben des damaligen Albums über die Zeit zu retten. Nun halte ich sie druckfrisch in der Hand: Die schönen Porträts von John, Paul, George und Ringo und das Poster mit den Lyrics hinten drauf. Zum Glück hat man 2012 darauf verzichtet, in der Fotokollage den nackt telefonierenden John Lennon und den nackt vor einem Spiegel posierenden Paul McCartney weg zu retuschieren – was ein Zeitdokument ist, soll ein Zeitdokument bleiben.
Es ist mir egal, wie viel nun eine LP von den Beatles kostet. Dieses Album ist in Musik und Aufmachung eine Wertanlage. Ich lausche bei „Back In The U.S.S.R.“ den unterlegten Geräuschen von Düsenjets. Geräusche in Musik, wer kam da eigentlich drauf? Auf jeden Falls schafft es eine aufregende Atmosphäre. Durch „Ob-La-Di, Ob-La-Da“ muss ich mich allerdings quälen. Nach all den Jahren, in denen ich dieses Lied nun kenne, erscheint mir die Heiterkeit darin als aufgesetzt. Und was es mit dem Reggae zu tun hat, habe ich nie nachvollziehen können. Gerne lässt man sich in die verrückte Soundkollage „Revolution 9“ von John und Yoko entführen, um noch immer neue klangliche Details gerade in der Stereoabmischung zu entdecken.
Hätte man das 30 Songs reiche Album auf eine einzige „vernünftige“ LP zusammenstreichen können, wie manche Kritiker sagten? Natürlich nicht! Bis auf George Harrisons „Long, Long, Long“ das unter dem Gesamtniveau bleibt (und er hat so starke Songs auf dem Weißen Album), haben alle Titel ihre Berechtigung.
Wer im Zuge des Digitalisierungsfiebers seinen Schallplattenspieler nicht verschrottet hat, kann sich auf ein authentisches Rendezvous mit den Beatles freuen. Und der Klang der 2009 remasterten Bänder ist auf Vinyl unbestechlich. Die Musik „atmet“ richtig!