Gänsehaut unter dem Mikroskop
Brahms... ist für mich, 57 Jahre alt, einer der letzten Romantiker, die noch tiefe (möchte sagen: tiefste) Gänsehaut verursachen. Keine Aufnahme seiner Sinfonien konnte für mich dunkelherbstglühender sein... diese Wendungen, diese Streicher, die je nach Interpretation dvorakten oder martinuten, es kribelte an den Dramastellen............ aber! Aber diese Aufnahme ..... ist enorm entschlackt, fast als hätte Arnold Schönberg es leicht neu orchestriert aber (leider) das Xylophon vergessen. Alles wirkt rasch, die Streicher schwingen wenig, sie wirken kurz, klar, manchmal scharf, kammermuskalisch... hui, ich meine ganz andere Musik zu hören; als hätte ein später Brahms seine Sinfonien neu nachinstrumentiert. Stellen, die ich zuvor nicht kannte, nehme ich nun war.
Konraste treten hervor; das Schlagwerk auch; aber für mein Dafürhalten könnte das Schlagwerk sogar noch mehr hervortreten. Gerade auch im Anfang der 4. Sinfonie: Da hörwünsche ich mir einen Brahms-Ben-Hur auf der Galeere. Dennoch bekam ich meine Gänsehaut an vielen Stellen... auch an ganz anderen Hörpunkten. Vor 20 Jahren wäre mir das nicht passiert. Kurz: klar, schnell, frühlingesk statt herbsttoll, ostergänsehautbildend .... ganz toll ... hätte nicht gedacht, dass es mir gefällt. - Entschuldigung für meine Subjektivität