Der neue Hoffnungsträger am Tenorhimmel
"Der neue Pavarotti", "Ein Wundertenor", "Dieser Tenor hat alles" - so titelten die Medien in den letzten Wochen und Monaten - gemeint war Vittorio Grigolo, ein junger lyrischer 'Tenor aus der Toscana.
Nun ist sein erstes Arien-Recital mit Arien von Verdi, Puccini und Donizetti erschienen. Soviel vorweg: sein Timbre ist silbrig und schön, hat hohen Wiedererkennungswert, seine Spitzentöne (A bis C) sind vorzüglich und erinnern schon ein wenig an Luciano Pavarotti. Das D in "Possente amor" aus "Rigoletto" hätte er aber lieber nicht singen sollen, zu angestrengt kommt der "Liebesruf" daher. Hier vermisst man Alfredo Kraus oder Luciano Pavarotti. Aber gab es in letzter Zeit nicht schon so viele neue Pavarottis und Domingos? José Cura, Salvatore Licitra, Ramón Vargas, Luca Canonici, Roberto Alagna und und und ... - sie allesamt kürte man schon voreilig zu Nachfolgern. Nun kommt Vittorio Grigolo: ein Mittdreißiger, der blendend aussieht und zudem Popmusik singt! Kann da noch etwas schiefgehen? Nun, beim Hören der CD gewinnt man sehr schnell den Eindruck, dass hier ein begnadeter junger Künstler am Werk ist. Die Puccini-Arien gelingen am besten, dass er in "Che gelida manina" "noche" statt "notte" singt, sei dem Sänger verziehen, nicht aber der Aufnahmeleitung. Das Legato ist gut, Stimmfärbung, Höhe und Gestaltung der Rezitative sind außerordentlich. In "Una furtiva lagrima" unterbricht er durch kuriose Atmer an falscher Stelle den melodischen Fluss der Musik - da verstehe ich den Dirigenten nicht, der die Aufnahme betreut hat. Genial trägt er die Stretta aus "Troubadour" vor. Er singt sie musikalisch sehr genau, die beiden Cs, die er einlegt, kommen sicher, hier stört nur die kreischende Leonora (Maria Cioppi). Aber wenn der junge Tenor weiter so singt, wird er in naher Zukunft die besten Sopran-Partnerinnen der Welt haben. Alles in allem ein phänomenales Opern-Debüt-Album!