Stars fell on Cairo
Manchmal werden ja Märchen wahr. Wie zum Beispiel 1966 in Ägypten: da treffen sich drei Musiker (d.i. Hartmut Geerken, Salah Ragab und Edu Vizvari) in Kairo nach einem Randy Weston Konzert, und man plant die Gründung einer heimischen, ja der ersten ägyptischen Jazzband überhaupt. Anfang 1968 ist es dann soweit. Ragab, Pianist und jazzdrummer, bis dato Major der Armee und jetzt frisch ernannt zum Chef des ägyptischen Militärmusik-Departments (und somit über alle nötigen Mittel verfügend), ruft seine Cairo Jazz Band ins Leben. Die rekrutiert sich ausschließlich aus Militärkapellen - Musikern ohne jegliche Jazzerfahrung. Man gibt ihnen in kürzester Zeit einen Crashkurs in Sachen Jazz, und hat, nach einer probenintensiven Zeit (mit Arrangements u.A. von Albert Mangelsdorff, Joki Freund, Peter Herbolzheimer oder auch Count Basie, später folgerichtig auch eigenen) eine genuine, mit allen Wassern gewaschene Big Band, daß einem Hören und Sehen vergeht...
Gegen orientalische Trommelmuster schmettern da fette Bläsersätze, trällern ekstatisch- beschwörende Flötenensembles, und irgendwo knurren ("Neveen") Bassklarinetten, daß man sich
direkt in das brodelnde Rhythmusgeflecht der "Bitches Brew"-Sessions versetzt fühlt; dann wieder läßt die Musik an Martin Denny's Exotica denken oder an den "arabischen Jazz" der Ahmed Abdul-Malik Ensembles aus den späten fünfziger Jahren mit Johnny Griffin. Und das Ganze vollzieht sich so soghaft-natürlich und unprätentiös, daß man an keiner Stelle den Eindruck hat, das wäre etwa aufgesetzt oder geschieht, um hier irgendeinen weltmusikalischen Anspruch einzulösen...
Altmeister SunRa zeigte sich begeistert - wir sind's auch! Oder, wie ein Freund neulich beim ersten Vorspielen meinte: "Das Beste, was ich seit langer Zeit gehört habe": dafür vergebe ich mit Freuden einen ganzen Bewertungssternenhimmel. Einen ägyptischen natürlich!