Wir haben eine neue Turandot!
Vorab gesagt, ich werde keine Turandots oder Turandotte der vergangenen Jahrzehnte erwähnen oder zum Vergleich heranziehen. Wir hatten etliche.....
So hier haben wir nun eine suuuuuuuuper Turandot, nein, nicht die Aufnahme als Ganzes, sondern die Sondra Radvanovsky als Turandot. Abgesehen von der Schönheit Ihrer Stimme, ihrer bis ins Detail ausgefeilte Technik, singt sie die höchsten und allerhöchsten Töne mit einer enormen Leichtigkeit und gleichzeitig mit enormen Ausdruck, das Gleiche gilt, wenn nicht gar noch mehr für ihre Pianissimi. Mir fällt unter den Sängerinnen unserer Zeit keine ein, die diese Rolle besser singen könnte - ein Einwand: Ihre Stimme ist nicht "vom Eis umgürtet", sie lässt eine gewisse Kälte zu, jedoch ist sie keine Lady Macbeth. Also für diese Rolle wird man schwerlich eine bessere finden.
Jonas Kaufmann als Calaf erinnert mich an einen bäuerlichen Turridu, einen wild gewordenen Othello und auch an einen Calaf. Leider verlässt er stellenweise seine so schöne Gesangslinie und erinnert hier stellenweise an einen Mario d.....nein, keine Vergleiche.! Seine Stimme ist sehr schwer geworden, er fängt an, die Töne zu stemmen, seine hohen Lagen sind exzellent nach wie vor. Ich bin weit davon, ihn als Fehlbesetzung zu bezeichnen, gegenüber den Frauen in dieser Aufnahme (und dieser Vergleich sei erlaubt), fällt er ab.
Ermondella Jaho, die ich schon als mehrfach als Traviata und Butterfly gehört habe. Singt eine durchweg ansprechende und einfühlsame Liu, die auch den Zuhörer (mich) nicht kalt lässt, und man ist dem Meister Puccini beinahe böse, dass er ihr nur die zwei kleine Arien geschrieben hat (nehmen wir mal an, Alfano hat sich geirrt, und es wäre doch noch....nein geht nicht, sie ist zu früh gestorben). Worauf ich bei Jaho sehr gespannt war, ob sie auch in dieser Aufnahme, wie in fast allen anderen die oberen Töne meint immer noch eine Idee höher zu singen, und tatsächlich bei der zweiten Arie der letzte hohe Ton ist wieder leicht überzogen. Aber ich will hier nicht als Haarspalter gelten, der nun einzelne Töne hier unter die Lupe mit dem Trommelfell untersucht.
Die Akustik der Aufnahme hat mir nicht gefallen, zeitweise hohl und na ja, wie in einer leeren Halle gesungen. Pappano bürgt für Qualität und hat mir hier sehr gefallen. Auch wenn ich mit der Fernbedienung da saß und immer wieder mal lauter, mal leiser einstellen musste.
Nun gut, wir haben eine neue Turandot in zweifacher Hinsicht. Freuen wir uns und genießen es.