Ein blasser, nahezu ideenloser Zweitling
Vier Jahre waren seit ihrem fantastischen Debüt THE FOOL vergangen, das von feinen, melodiösen Kompositionen und schillernden Gitarrenklängen geprägt war. Legt man den selbstbetitelten Nachfolger auf den Plattenteller bzw. unter den Laser, bestätigt sich hingegen der Eindruck, der sich schon bei den ersten Live-Darbietungen des neuen Materials in 2013 aufdrängte.
Denn bereits nach der Vorab-Single LOVE IS TO DIE sowie dem noch markanten, elegant treibenden Titel HI versinkt der Rest des Zweitwerks hoffnungslos in Beliebigkeit und Monotonie. Mit jedem weiteren Stück, durch das sich das Quartett hindurchquält, tritt eine Ideen- und Orientierungslosigkeit zutage, die selbst jene Hörer überraschen dürfte, die keine besonderen Erwartungen an das Album knüpften.
Der Gesang schwingt sich hinauf und hinab, wabert bald hierhin, bald dorthin, und verliert sich in den bleiern dahinschleppenden Stücken, von denen viele über einen fragmentarischen Charakter nicht hinauskommen und sich mitunter quälend in die Länge ziehen - einschließlich der ermüdenden, fortgesetzt zu hörenden "Uh-uh-uh's"... In der zweiten Albumhälfte setzt sich dies in gleicher Weise fort, u.a. mit DISCO/VERY, einem stupiden, mit Sprechgesang unterlegten Titel.
Nein, hier wächst nichts, hier feilt eine Band auch nicht an ihrer "Entwicklung". Die immer noch eisern in Rezensionen zitierten Parallelen zu den Klangwelten von JOY DIVISION oder gar den COCTEAU TWINS gibt es nicht, von einer "Shoegazer-Melancholie" kann erst recht nicht die Rede sein.
Die zugegeben raffinierte, minimalistisch ausgefallene Produktion hüllt viele Titel in ein dezentes elektronisches Klanggewand, was aber kaum allein die auffallend positiven Kritiken erklären könnte. Tatsächlich mag man die wiederholt zitierten Trip-Hop-Einflüsse ausmachen, allerdings in einem reduzierten Maße, das weder besonders innovativ noch mit bemerkenswerten Akzenten in die eigene Soundästhetik überführt wird.
Insoweit hätte das zweite Album durchaus ein vielseitiger und frischer Wurf werden können - hätte, ja, wenn den vier Damen ein paar Songs eingefallen wären, anstatt eines rund 50-minütigen Narkotikums, das den Hörer ernüchtert zurücklässt.
Vinylkäufer dürfen sich über ein schönes Klappcover mit einem Motiv von Chris Cunningham sowie eine lobenswerte Pressqualität freuen.
Vorsicht bei den verschiedenen Vinyl-Formaten: Neben dem Doppelalbum (schwarzes Vinyl) existiert eine von JPC angebotene Sonderedition - ebenfalls ein schwarzes Doppel-Vinyl -, jedoch mit einem unsignierten Poster. Diese ist nicht mit der Veröffentlichung im farbigen Vinyl und teilweise signiertem Poster zu verwechseln, die via Rough Trade Records vertrieben wurde. Zwischenzeitlich wird jedoch auch eine weitere Auflage im roten Vinyl angeboten.