schwäbisch - unschwäbisch
Wer kennt schon Hélène Boschi? Wenige, aber diese schätzen sie recht hoch ein. Zu Recht? Ja, klar, auch wenn nicht alle Interpretationen von ihr glänzen... Ihre Soloaufnahmen von Bach, Couperin, Rameau und Soler glänzen in der Tat durch ein völlig unprätentiöses Spiel, schlicht und klar. Gleiches gilt für die beiden Konzerte von Haydn und Mozart, aufhorchen lassen sie allerdings noch nicht ganz. Das ist bei Clementi schon völlig anders, vor allem wenn ich an die vielen Aufnahmen bei Naxos und Hyperion denke, die alles andere als wichtig sind, insbesondere Naxos' CDs sind einfach lieblos heruntergespult und überflüssig, Horowitz ist dagegen bis heute die absolute Referenzeinspielung bei Clementi, Boschi hält mit. Die Debussy-, Ravel-, Emmanuel- und Bizetaufnahmen sind persönlich, leichtfüßig, sehr schätzenswert. Um die Auflistung abzukürzen: Schumann und Weber, da kommen wir schon die Kategorie "sehr gut" - besonders wegen ihres Agogik-Einsatzes - und dann: Schuberts Valses sentimentales D.779, sie suchen vergeblich ihresgleichen auf dem Markt, ein nie gehörter österreichischer Charme und Schmelz stellt alle weiteren Aufnahmen (z.B. G. Schuchter oder auch M. Endres) in einen netten, aber doch deutlichen Schatten!
Summa summarum: kaufen, kaufen, kaufen, vor allem bei dem (momentanen) schwäbischen Preis von 9,99 Euro. Unschwäbisch, ja geradezu äusserst ärgerlich ist die absolut überflüssige Verklebung aller einzelnen CDs in ihren jeweiligen Hüllen, von den zehn zerreissen auch bei vorsichtigstem Vorgehen mehr als die Hälfte und müssen durch selbsgemachte ersetzt werden, ... warum macht das schwäbische Unternehmen Hänssler das eigentlich immer wieder? "Lassen Sie doch das! Sparen Sie den Klebstoff..." Einfache "Tütchen" wären völlig ausreichend! Für Hélène fünf Sterne, minus einen für Hänssler!