Der Großmeister in Höchstform
Die meisten Steven Wilson Fans dürften hier ein Meisterwerk erwartet haben – und werden sicher nicht enttäuscht. Es ist schon bemerkenswert, wie dieser Mann fast schon im Alleingang weiterführt, was Bands wie Emerson, Lake and Palmer, Yes, frühe Genesis etc. begonnen haben. Apropos Genesis, in der Liner Notes von „Remainder the Black Dog“ wird ein gewisser Steve Hackett als Gitarrist erwähnt, ob es sich allerdings um DEN Steve Hackett handelt, weiß ich leider auch nicht.
Trotz der Wilson-typischen Komplexität der Songs und gelegentlicher Dissonanz als Stilmittel finden sich auf dem Album zuhauf wunderschöne Melodiebögen, die dazu verleiten, vollständig in die Musik einzutauchen und sich auf jedes kleine Detail der Kompositionen einzulassen. Meist schwebt eine geheimnisvolle oder leicht bedrohliche Gesamtstimmung über den Songs. Das Album beginnt mit zwei Instrumentalstücken, beim ersten mischt sich Steven mit 40 Tracks zu einem Chor. Höhepunkt des sich über das ganze Album hinziehenden Spannungsbogen ist sicher Raider II, eine über 23 Minuten lange Achterbahnfahrt durch den Steven Wilson-Kosmos.
Klanglich ist das Album über alle Zweifel erhaben, es wurde für gute HiFi-Anlagen produziert und ausnahmsweise mal nicht fürs Autoradio wie leider die meisten neueren Produktionen. Großmeister Wilson betont auch auf seiner Facebook-Seite, dass keine Kompressoren verwendet wurden, natürliche Dynamik, die den Spannungsbögen in der Musik sehr zuträglich ist, ist das klangliche Resultat. Die Pressqualität der Doppel-LP ist ebenfalls am oberen Ende der Qualitätsskala angesiedelt, keine Knackser o.ä. stören das Musikerlebnis.
Da steigt doch schon Vorfreude für April 2012 auf, wenn das Storm Corrosion-Album (eine Kooperation aus Steven Wilson und Opeth-Frontmann Mikael Akerfeldt) erscheint. Und beim aktuellen Opeth-Album Heritage war Steven Wilson ja zumindest hinter dem Mischpult ebenfalls beteiligt...