Zurecht preisgekrönt
Nicht jede Kirchenorgel besitzt Register wie Becken, Xylophon, Turm-
glocken, Sirene oder Jauler, und noch weniger haben eine Winddrossel-
Funktion, die es ermöglicht, die Windzufuhr zu den Pfeifen zu beschränken, um fahle, unnatürliche, ‚verdorbene‛ ( Ligetis Bezeichnung ) Töne zu er-
zeugen. Die ausgewiesene ‚Orgel für neue Musik‛ in St.-Peter, Köln, hat sie, und sie werden auch fast alle eingesetzt von Dominik Susteck, dem uner-
müdlichen Verfechter der neuen Orgelmusik.
Ligetis kürzere Stücke ( inklusive des Klavierwerks ‚Musica ricercata‛, sehr überzeugend von Susteck selbst auf die Orgel übertragen ) kommen trotz ihrer strikt intellektuellen Konzeption betörend schön daher und entwickeln einen regelrechten Sog. Sein ‚Volumina‛ von vor 50 Jahren, das erste echte Avantgarde-Werk für Orgel nach dem Krieg, ist eine Nummer für sich und vermag auch heute noch zu bewirken, dass man unfreiwillig den Atem anhält. Wer das Stück noch nicht kennt, sollte bedenken, bevor er den Lautstärkenregler einstellt: Der erste Versuch, Anfang der 1960er in Göteborg, es aufzunehmen, endete damit, dass sämtliche Sicherungen der Orgel durchbrannten.....
Dominik Susteck spielt souverän, mit spürbarer Liebe zu dieser teils widerborstigen Musik. Seine eigenen Improvisationen ‚Sprachsignale‛ faszinieren, irritieren oder fegen einen aus dem Sessel, je nachdem, und was dieses eigenartige Instrument so alles kann, das muss man gehört haben - zum Glück kein Problem bei der fabelhaften Tontechnik.
Vielleicht keine CD für die, die nur sanft berieselt werden möchten ( oder besonders empfindliche Nachbarn haben...) , aber für Überzeugungstäter und Abenteuerlustige ein Muss, völlig zurecht mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik bedacht.