Audiophilie ad absurdum geführt; Hörfreude auf anderer Ebene
Zuerst will ich für mich selbst mal feststellen, dass ich einer von denen bin, die gewöhnlich das leiseste Zirpen auf guten Aufnahmen genießen, jemand, der sich darüber freuen kann, wenn man gerade beim Hören von Live-Aufnahmen die Konzentration beliebig zwischen der Faszination des Gesamtklanges und der Leistung der einzelnen Musizierenden wechseln lassen kann.
Natürlich kenne ich auch die Erfahrung, wenn das Knistern Jahrzente alter Platten trotz guter Pflege nicht zu überhören ist, dieses jedoch im Gehirn wie durch Zauberei hinter die Musik zurück tritt.
Bei der Can-Live-Edition ist audiophiler Klang im allgemein verwendeten Sinne nicht zu erwarten, trotz des Bemühens, technisch das Maximum aus ehedem inoffiziellen Konzert-Mitschnitten herauszuholen.
Dann aber passiert es hier unweigerlich: Nach kurzer Zeit ist man voll drin im Konzertgeschehen. Mäkeln am Sound will gar nicht erst aufkommen. Wie gebannt hörte ich alle drei Scheiben ohne Pause (außer für das Wenden und Auflegen) durch.
Für mich liegt die Ursache für diesen Effekt eindeutig darin, dass man die Verbindung der Musizierenden untereinander ohne davon etwas sehen zu können geradezu körperlich spürt. Die gegenseitige Abstimmung, das aufeinander Hören, die zeitweilige Extase: Für mich wurde das zu einer Hörfreude auf anderer Ebene, Audiophilie im herkömmlichen Sinne ad absurdum geführt.