Mmmh, ja, vielleicht ...
Vielleicht ist es ein Fehler, an einem 30°C Nachmittag sofort nach dem Auspacken die neue Waters aufzulegen ... nach einer Seite der Do-LP fühlt man sich wie an einem tristen November-Tag und das zieht vielleicht etwas runter.
Rein technisch ist alles okay, saubere Vinylpressung, Foldout, bedruckte Innenhüllen mit den Lyrics (leider wieder nicht gefüttert), Download-Code, passend stringentes Artwork. Fein.
Der Klang: okay, nicht aufregend, stellenweise etwas mumpfig wirkend (kaum helle Töne von Becken, Synths, etc.), relativ mittig, wie immer viele Klangfetzen mit O-Tönen eingewoben.
Die Musik: nun, der gewohnt-vertraute (Sprech-)Gesang. Tiefgründige Texte, eine Abrechnung mit unserer Zeit (Politik, Umwelt, Medien, ... ...), die Musik spielt da anscheinend eine Nebenrolle als kleistrige Untermalung des Sprechgesangs. Alles irgendwie schon 1000mal auf Floydschen Scheiben gehört, für mich ein Sammelsurium von Ideen/Versatzstücken der "The Wall"-Ära (ohne deren Highlights), dümpelt vor sich hin, landet bei mir in der Abteilung "Hintergrundmusik".
Zur Ehrenrettung ist auch zu sagen: ist nicht wirklich schlecht. Aber so verdammt zu sehr vertraut, ohne dass irgendwas hängenbleibt, dafür brauche ich keine neue Scheibe.
Wer sich in "The Wall"-angelehnte Molltöne ohne Ecken und Kanten, ohne Aufwecker (erst auf Seite 4 "Smell The Roses"), einlullen möchte, hier ist die richtige Scheibe. Für den Herbst. Für die Depri-Tage.
Wer die Texte liebt: kann man lesen, muss man nicht hören ...
Irgendwie einfach Durchschnitt, für echte Water-Fans geeignet, neue kommen da kaum dazu ... schade, ich war voller Erwartung. Dagegen war die letzte Gilmour (auch wenn diese bei mir nicht unbedingt oft lief) geradezu eine Frischzellenkur ... und "Amused To Death" anscheinend der Höhepunkt Water-scher Solo-Kunst ...
Die Worte "reifes Spätwerk" mag ich zu der neuen Scheibe auch nicht hören. Das wäre ein Sakrileg, wenn man die späten Scheiben von Johnny Cash als solche bezeichnet, die haben es -auch wenn es sich dabei um ein völlig anderes Genre handelt- verdient. Und dazu passend: Waters gewinnt am Schluß für mich, wenn primär die Akustik-Gitarre alleine seine Stimme unterstützt ("Oceans Apart"), aber er traut sich nicht alleine (wie Cash): wieder einlullende Keyboard-Tupfer, dann weiter mit Piano, Drums ... ... ich finde, er würde authentischer wirken mit sparsameren Arrangements. Erstmalig berührt er mich halbwegs ... vielleicht sollte ich nur noch Seite 4 hören. Zwar auch zu vertraut, aber emotionaler und mit einem Schluß, an dem man dann doch weiter hören möchte (geschicktes Finale).
Aber das ist insgesamt trotzdem zu wenig - nach 25 Jahren ...