Erwartungen übertroffen!
Jon Hopkins ist für mich keine wirkliche Neuentdeckung, hörte ich ihn doch bereits hin und wieder zu Zeiten seines letzten Albums "Immunity". Mit ihm so wirklich warm - oder besser: heiß - geworden bin ich allerdings nicht. Und da ich mich seit geraumer Zeit der elektronischen Musik abgewendet und dem Jazz zugewendet habe, war Jon Hopkins kein Thema mehr für mich. Nunja, bis vor einer Woche. Als ich sah, dass er ein neues Album veröffentlicht hat, hörte ich kurz hinein, wobei aus kurz eine gute Stunde wurde, bis das Album durchgelaufen und kurzerhand als Vinyl bestellt war. Wer Hopkins kennt, der wird einiges wiedererkennen: das "knartzige" Rauschen, die spärischen Klangteppiche unterlegt mit einem treibenden aber sich nicht in den Vordergrund spieldenden Bass - einiges kommt einem bekannt vor. Doch was das Album so interessant und abwechslungsreich macht, sind Elemente von Pianomusik, Gesang und die vielen ruhigeren, verträumte Passagen. Als Gesamtkomposition ist das sehr fesselnd und einfach stimmig - zumal der erste und letzte Song einen harmonischen Rahmen bilden.
Als langjähriger Hifi-Begeisterter lege ich großen Wert auf gut produzierte Aufnahmen, da sich mittelmäßig produzierte Musik auf meinem Setup leider auch nur maximal mittelmäßig, wenn nicht eher sch***, anhört. Im Gegensatz zu klassischer Musik oder Jazz wird meiner Erfahrung nach im Bereich elektronischer Musik weniger Wert auf guten Klang gelegt, doch nicht so in diesem Fall. Zugegeben, mir fallen noch einige, wenige Alben ein, die Singularity toppen (Trentemoller - the last resort; Nils Frahm - All Melody; Nicolas Jaar - Space is only noise), doch das sind nur sehr wenige Ausnahmenalben. Was Hopkins hier abliefert ist von durchweg hoher Qualität und treibt auch kritischen Hörern ein zufriedenes Schmunzeln ins Gesicht. Hinzu kommt die erstaunlich gute Pressqualität: die Platten sind absolut plan, sauber ausgestanzt und haben ein ungewöhnlich niedriges Rillengeräusch, sodass auch mal beherzt am Lautstärkeregler gedreht werden kann, ohne dass bei leisen Passagen zu deutliche Laufgeräusche den Genuss stören. Schade, dass dies bei so wenigen Platten der Fall ist. Das Gatefold-Cover, der Downloadcode (sogar 24 bit wave-Datei) und die gefütterten Innenhüllen runden das Ganze zu einem Gesamtpaket ab, an dem es nichts, aber auch gar nichts, zu meckern gibt. Chapeau!