Ambivalente Zeitgenossen
Franz Schubert gilt als einer der ersten Romantiker - im musikstilistischen Sinne. Sein Interesse für das aus Malerei und Poesie bekannte Motiv "Der Tod und das Mädchen" haben zwei seiner Kompositionen motiviert: Ein Lied und das vorliegende Streichquartett. Obwohl Schubert erst 27 Jahre alt war, ist es ein reifes Werk des jung gestorbenen Komponisten. Es wird gern und oft aufgeführt und aufgenommen. Der sanfte Tod, der das Mädchen umwirbt, um ihr seinen Schrecken und ihre Angst zu nehmen, sind in Schuberts Quartett wunderbar dargestellt. Ständig wechselnde Gefühle, ein abwechslungsreiches Andante als Variationssatz, viel Dynamik - vom Da Salò Quartett gewohnt forsch interpretiert. Louis Spohr, dreizehn Jahre älter als Schubert, kommt von der Wiener Klassik. Er komponiert viel, ist als Geiger, Dirigent und Lehrer immer unterwegs, bildet sich ständig weiter und wird zu einem respektierten Experten. Sein Septett für Klavier, Flöte, Klarinette, Fagott, Horn, Geige und Cello aus dem Jahre 1853, also knapp dreißig Jahre nach Schuberts Quartett, ist eine Art Anachronismus. Das Stück ist nicht nur außergewöhnlich besetzt, es geht auch stilistisch nicht mit der Zeit. Für mich ist es wohlklingende Salonmusik. Das Stuttgarter Bell Arte Ensemble spielt es auch genau so. Die Werke der vorliegenden Zusammenstellung der Zeitgenossen Schubert und Spohr könnten unterschiedlicher nicht sein. Jedes für sich genommen schöne Musik. Ein Begleitheft gibt es nicht. Nur ein Ausschnitt aus einem impressionistischen Bildchen. Immerhin.