Musik von Engeln und Göttern
Dieses Album gehört für mich zum Besten was im Bereich Rockmusik je entstanden ist. Wer Ohren hat zu hören der sollte sich z.B. mal die Feinheiten bei "Workin' for MCA" oder "I need you" vornehmen. Die Kompaktheit dieser Musik ist so faszinierend wie einmalig, vor allem wenn man genau hinhört und dann feststellt, dass es kaum Rhythmusgitarren-Arbeit gibt. Unendlich viel übernimmt hier in genialer Weise der Bassist Leon Wilkeson, die Gitarristen steuern in erster Linie unterschiedlicheste Riffs und Fills mit bei, aber eben kaum Rhythmusgitarren in der herkömmlichen Art. Die Sounds der Gitarren erzeugen bei mir selbst nach 35 Jahren immer noch Gänsehaut und Entzücken. So eine Dichtheit an wunderschönen Kompositionen, rauchig-samtiger Stimme, ungewöhnliche Piano-Klänge in so einem filligranen Gitarrenbad, das ist einfach einmalig. Und trotz der sieben Musiker ist hier nichts überladen, es ist immer Luft und Freiraum, da wo es das eben braucht. Aber das herrlichste ist für mich dieses Abwechseln und Ergänzen der drei ganz unterschiedlichen Gitarristen: Gary Rossington, der mit seiner Gibson Les Paul eine so weiche fließende und harmonische Legato-Sologitarre abliefert, er alleine wäre bzw. ist schon eine Sensation. Dann ist da aber noch Mr. Ed King: Er spielt die weltberühmten Soli bei "Sweet home Alabama" - die Fa. Fender sollte ihm eigentlich ein Denkmal setzen, kaum ein Gitarrist hat eine Stratocaster jemals so schön zum klingen gebracht wie er. Er war wahrscheinlich der objektiv "beste" Gitarrist in der Band. Und bei dem dritten Gitarristen, Allen Collins mit seiner Gibson Firebird, da fehlen mir einfach schlicht weg die Worte: Wer sich die Gitarrensoli bei "Needle and a spoon" oder das Eingangsriff bei "Call me the breeze" anhört, dem geht's wahrscheinlich wie mir: da hat sich für 37 Jahre ein Engel in Jacksonville/Floriada eingefunden, um uns allen eine Freude zu bereiten, die man sich noch heute, 20 Jahre nach seiner Himmelfahrt, z.B. auf CD zuführen kann. Allen Collins liefert ein Feuerwerk von Staccato-Riffs ab, das ist in dieser Form m.E. einmalig auf dieser Welt. Unsterblichkeit hat er ja ohnehin durch sein Epos "Freebird" auf der CD "Pronounced lehnard skinard" erlangt, aber auch alle anderen Stücke, bei denen er seine Soli einbringt, sind Musiksensationen. Ich kenne keine einzige (!) Solosequenz von Allen, die ich nicht uneingeschränkt einfach nur genial, wunderschön, einmalig und traumhaft finde. Und damit ist er - für mich - der wunderbarste Gitarrist, den ich je in meinem Leben gehört habe - ich liebe jeden einzelnen Ton den er jemals gespielt hat. Und ich habe schon sehr viel Musik in meinem Leben gehört .....
Als Fazit versuche ich wieder ein wenig zur Objektivität zurückzukehren: Nicht alle Menschen haben den gleichen Geschmack, aber ich für mich kenne wenige Alben, die so homogen glanzvollen und geschmackvollen Gitarrenrock bieten wie die Musik auf dieser CD. Selbst über drei Dekaden hat sich bei mir keine Sättigung eingestellt. Und ich freue mich wieder jedes Mal, wenn ich ein Stück aus diesem Album hören und für ein paar Minuten sehr glücklich sein darf.