Fünf Freunde im Fascholand
Fischerauer führte Regie in Familienepen wie "Die Wiesingers", bei denen
der geneigte Zuhörer mit zeitgeschichtlicher Hintergrundinformation möglichst
nicht überfordert werden sollte.
"Burli" ist gut gemeint, aber leider keine Literatur von bleibendem Wert.
Lobenswert ist der Versuch, mit der Lebenslüge des demokratischen
Nachkriegsösterreich aufzuräumen: Die demokratische Staatsform war
von der Bevölkerung nicht herbeigesehnt, sondern allenfalls zur Kenntnis
genommen worden. Alte Nazis gebärdeten sich von heut auf morgen
staatstragend und knüpften eifrig an ihren Netzwerken für die Stunde X.
Es ist nicht ganz leicht und vielleicht nicht unbedingt der beste Weg,
aus der Perspektive eines pubertierenden Jugendlichen diese ganz
und gar unappetitliche Entwicklung des Alpenstaates zu beschreiben.
Vielleicht hatte der Autor das Gefühl, damit allein seine Leser nicht
genug zu unterhalten, jedenfalls sind die Beschreibungen des
Gefühlslebens des Protagonisten zu sehr auf dessen erwachen-
des Einführungsvermögen (!) beschränkt.
Das liest sich dann wie ein erweitertes Drehbuch, das allein den
Rahmen vorgibt, den ein guter Schauspieler mit Leben füllt.
"Burli" ist ein boshafter Fünf-Freunde-Roman mit porno-
graphischen Sequenzen, die vom Wesentlichen nur ablenken.
Seine Figuren erscheinen oft zu einfach und typisiert, wie
nicht zu Ende erzählt. Zum Thema lese man "Auslöschung"
von Thomas Bernhard, der es zeitlebens nicht für notwendig
hielt, sich an seine Leser mit Unterhaltungsschmarrn
heranzuwanzen.