Musik hervorragend...Gesang "etwas" daneben
Ständig ersehnt, ewig darauf gewartet, beinahe für immer abgeschrieben und nun endlich doch erschienen! „Ein neues Album von Steamhammer“! Es befindet sich sehr gute, handwerklich hervorragende Musik darauf. Lediglich der Gesang/Sänger lässt zu wünschen übrig, bzw. ist/klingt meist etwas gekünstelt. Es geht gut los mit einer neuen Fassung (ursprünglich 1970 m.Kieran White eingesungen) von „i wouldn't have thought“...sehr schön instrumentiert aber gesanglich schwach , (oder?) bewusst gequält/weinerlich (da es ja heißt. „wailing again“ bzw.auf deutsch „wieder klagend/jammernd“) dargeboten v.Phil Colombatto der sich zum Ende des Songs anscheinend sogar noch „verhaspelt“..ab ca.Minute 3:50 scheint ihm entweder das Textblatt runtergefallen oder ihm fielen die Zeilen nicht mehr ein!? Das Stück endet mit einer unverständlichen Aneinanderreihung von irgendwelchen Lauten. Fraglich ob auch das so gewollt war!? Die zweite Nummer:„Hi Lo Jick Jack Johnny“ ist ein nettes, kleines Tanzliedchen das ohne weiteres auch in Martin Pugh's Nebentätigkeit Mitte der 90er bei/mit „Stan Ruffo & The Instigators (Jump on this 1997) gepasst hätte, sehr gute Gitarren/Keyboard Begleitung...hat sogar Ohrwurmcharakter. Bei Stück 3 „Fool for you“ handelt es sich laut Bandinfo um eine (alte) unvollendete „Pugh/White“ Zusammenarbeit die hier nun erstmalig offeriert wird, sauber gespielt und (diesmal) akzeptabler Gesang. Bei Nummer 4 „Wailing once again“ bricht (endlich) ein wenig der bekannte liebgewonnene Steamhammer-Sound durch, ein tolles sich ständig veränderndes Stück m.diversen Tempiwechseln bei dem auch noch ab Minute 3:25 „Armageddon“ (M.Pugh's Band 1975) angedeutet wird und zwar mehrmals mit dem Riff aus „Basking in the white of the Midnight Sun...Brother Ego“! Gerade aber nicht nur deswegen...Tolles Stück! Es folgt die (vielleicht?) für mich beste neue Nummer namens „Midnight Blues Train“...genialer Groove, Spitzeninstrumentierung sowie hier passender Gesang. Ein wenig erinnert das Stück an die Dio- Ära mit Rainbow!? Aber es kommt nicht wie eine Kopie rüber...im Gegenteil. Es schließt sich nun ein Instrumental an, „Man in the Blue Suede Shoes“ das ebenfalls fantastisch intrumentiert ist, den Sound und das Flair von Jeff Beck's Blow by Blow Ära zu erwirken scheint hier zumindest bewusst gewollt zu sein. Ebenfalls eine Klasse Darbietung! Mit Eddie Boyd's „24 Hours“ (erstmalig a.Steamhammer's Debut Album 1969 gecovert) setzt sich das geniale Zusammenspiel zwischen Pugh/Sears u. Lingwood weiter fort; Blues in seiner ganzen Reinheit...tolle Gitarre, toller Bass..feine saubere Pianoarbeit, Drums auf d.Punkt! Aber sorry ….dieser Vocalist verhunzt den Zauber dieses Stückes ein wenig; gequält und künstlich gepresst kommt der Gesang rüber, man hört sofort das der Sänger hier übertrieben und mit Absicht den „gleich sterbenden Bluesman“ rauslassen will. In der letzten Good Times Ausgabe (5/2022) meint M.Pugh das der neue Mann am Mikro nicht allzu weit weg wäre v.Kieran White und zudem eine ähnliche Vibe hätte...das kann man -gerade bei dieser Nummer- überhaupt nicht bestätigen. Bei diesem Stück passte damals (1969) der Gesang von K.White wie „Faust auf 's Auge“...in 2022 ist dieses leider nicht der Fall, aber es ist „ein Super Stück was die Instrumentierung angeht! Das die Neueinspielung von „Junior's wailing“ die Erstaufnahme v.1969 um Längen schlägt (Aussage v.M.Pugh i.Eclipsed Okt.2022) ist hier ,sagen wir mal“ Geschmackssache...mir persönlich liegt die „alte“ Version mehr. Fazit: es gibt hier keine Fortsetzung vom Steamhammer-Sound der 68-71er Periode...erst recht nicht eine Weiterentwicklung des letzten (Extrem) Albums „Speech“ (1972), keine „Kreissägen-Gitarre“ a la „Penumbra“ oder „Buzzard“, nein das ist Vergangenheit:es handelt sich hier um eine völlig andere (neue) Band mit einem modernen Sound ,überwiegend guten Songmaterial sowie perfekten Instrumentalisten..allen voran Martin Pugh mit seinem virtuosen Gitarrenläufen, Pete Sears mit wunderbarer Bass/Keyboard-Untermalung sowie soliden Schlagzeug von John Lingwood...lediglich der Sänger Phil Colombatto gefällt (zumindest mir) in den meisten Songs überhaupt nicht, bzw. dieser Nachfolger für Kieran White klingt meist enttäuschend. Würde man diese 3 Neueinspielungen (i wouldn't have thought/24 Hours & Junior's wailing) außer acht lassen und nur die anderen 5 Nummern hören käme man nie auf die Idee das hier Steamhammer „auferstanden“ wäre. Ich hoffe aber doch auf ein weiteres Album mit neuem Songmaterial, denn (die neuen) Steamhammer haben Potential...vielleicht besinnt sich der Sänger dann auch mehr auf „natürlichen“ Gesang !? Es fällt schon auf das er wohl ein Fan von Chad Kroeger (Nickelback) ist , denn dessen „Vibes“ klingen öfter durch.Trotz allem -wenn man die nostalgischen Sehnsüchte/Vergleiche ausser acht lässt- hat man es hier mit einer hervorragenden (neuen) Band aber mit einem fragwürdigen(!) Sänger zutun.