Uninspirierte Dutzendware
Den geradezu hymnischen Kritiken einiger Vorrezensenten kann ich mich leider nicht anschließen.
Positiv zu vermerken sind sicherlich ein klarer, gut durchhörbarer Klang und ein technisch sauber spielendes Orchester.
Was aber schmerzlich vermisst wird, ist eine individuelle Konturierung und Interpretation der einzelnen Werke, denn so "plätschert" die Musik Werk für Werk dahin. Man könnte meinen, der Dirigent wollte um jeden Preis vermeiden, seinen auf Hochglanz getrimmten Sound durch Individualität zu beschädigen. Es gibt es kein revolutionäres Stürmen und Drängen, kein beherztes Zugreifen, kurzum: kein lebendiges, differenziertes Mit- und Gegeneinander der Instrumente, das den Zuhörer irgendwie packen könnte.
Das ist solide, sauber "runtergespielter" Beethoven, den man im weichen Sessel auch nebenbei laufen lassen kann - er stört nicht (vgl. z. B. 7. Symphonie, 3. Satz: Presto - Assai meno presto). Das Stürmischste an den Aufnahmen ist der Applaus für gefällige Musik und das dankbare Gefühl des Auditoriums, wenigstens etwas Schönes gehört zu haben, was von den modernen Zugaben nun wiederum nicht behauptet werden kann. Hier ist man am heimischen Player aber in der vorteilhaften Lage, diese akustische Beleidigung abzustellen.
Fazit: Man kann diese Ausgabe kaufen, aber nur wenn man unbedingt jede Einspielung der Symphonien haben will oder gepflegte Hintergrundmusik sucht. Wer etwas Packenderes möchte, ist bei Chailly, Harnoncourt oder Gardiner besser aufgehoben, wer Lebendigeres sucht, sollte zu Mackerras oder Goodman greifen.