Urknall
So hat noch niemand, nach JSBach, seine Passion aus dem Jahre 1736 gehört.
Der Versuch die akustischen Verhältnisse der Thomaskirche zu Leipzig und die
durch Bach implizierten musikalischen, dichterischen und theologischen Ebenen
darzustellen muss als gelungen bezeichnet werden, auch wenn es zuerst ein mehr als gewaltiger Schock,
ein Urknall ist, sich mit diesen extrem ungewohnten akustischen Verhältnissen zurecht zu finde.
Beim mehrfach Hören und der Lektüre, des mehr als informative Booklets erschließen sich einem
ein fulminant neuer Kosmos.
Allerdings nur in der SACD-Fassung.
Die CD-Version vermag kaum dieses diffizile Wechselspiel darzustellen.
Auch benötigt man eine SACD-Mehrkanal-Anlage die exakt einjustiert ist.
Diese Aufnahme zwingt eine geradezu zur exakten Ausrichtung der Lautsprecher,
und dies soll nicht als Kritik, sonder als Lob verstanden werden.
Eine weiter und begrüßenswerte tontechnische Steigerung wäre wohl nur durch eine Blu-Ray-Audio
und deren besseren Möglichkeiten ( z. Bsp. 7.1)machbar gewesen. Man kann nur hoffen das hmf nach diesen Erfahrungen
deutlich mehr im Bereich SACD oder gar Blu-Ray-Audio auf diesem Niveau unternimmt.
Jacobs Interpretation ist auf einem fulminant hohen Niveau, auch wenn man bezüglicher einzelner Kleinigkeiten
andere Meinung sein kann, so etwa die Frage der Fermaten-Länge oder des hin und wieder zu starken Vibratos (vor allem der Sängerinnen.) Einzig der Spaltklang mit dem Knabenchor ist störend, er ist vollkommen ahistorisch und hätte anders gelöst werden können und eine Besetzung der Altpartien mit einem Altus wäre auch besser gewesen, aber dies ist Rosinenpickerei.
Dies dürfte die ultimativ beste Aufnahme des Werks sein die es derzeit gibt.