Convergence par excellence
Manche Edelsteine haben es wirklich schwer. Obwohl sie eigentlich lupenrein und perfekt geschliffen sind können sie ihren Glanz nicht richtig entfalten. Wenn sie vom Juwelier falsch eingefasst wurden verlieren sie ihre Strahlkraft, und man geht oft achtlos an ihnen vorbei. So ging es mir mit Malia. Natürlich hatte ich sie schon einmal gehört. Auch ihre Stimme hatte ich positiv in Erinnerung. Und Ihre bisherigen Alben waren sicher gut. Sogar von der Kritik wurden sie gelobt.
Doch in meine Musiksammlung haben sie es nicht geschafft. Zu beliebig waren mir die Produktionen von Yellow Daffodils und Young Bones . Es tut mir leid, aber ich halte Manoukian als Produzenten für etwas überschätzt. Wie schon gesagt, wenn die Fassung nicht passt geht der Stein schnell unter. Auch ihre Tribute-Album Black Orchid für die große Nina Simone sagte mir nicht zu. Das Album mag ja wichtig für Malia gewesen sein. Ich habe zu viele Alben von Nina selbst, zu deren Hören mir die Zeit fehlt. Da hat eine Reminiszenz von vornherein eher schlechte Karten.
Doch dann las ich, dass Malia dieses Jahr ein neues Album herausbringt. Das sie mit keinem geringeren als Boris Blank aufgenommen hat. Was für eine Nachricht, die mich gleich stocken ließ. Wie ... Jazz, Soul und Blank? Da stellen sich doch gleich die audiophilen Antennen voll auf Empfang. Nicht das ich so ein großer Freund von elektronischer Musik wäre. Aber bei Boris Blank und Yello sieht die Sache ganz anders aus. Boris Blank ist für mich nicht nur einer der Pioniere der elektronischen Musik. Er ist auch einer ihrer größten Meister. Alle die ihn übrigens mit dem Prädikat Soundtüftler belegen könnten dann einen Michelangelo auch als Wändebepinseler bezeichnen.
Das musste ich mir einfach näher betrachten. Und was soll ich sagen, es hat sich wirklich gelohnt. Der Zeitschrift Jazzthing hat Malia im Interview erzählt, sie hätte sich selbst an Boris Blank für die Produktion ihres neuen Albums gewendet. Wie gesagt des Albums, und nicht wie sonst bei Blank üblich nur eines Stückes. Das war eine gute Idee von ihr. Um auf das Anfangsbild zurückzukommen, hier ist der Edelstein zum Juwelier gegangen. Nicht zu irgendeinem, sondern zu einem der Besten. Selbstverständlich hat dieser die Klasse des Steines erkannt. Seine Fassung ist entsprechend.
Nein, Malia hat nicht nur gute Stimme. Ihre Stimme ist mehr. Diese Stimme ist so voll von Gefühl, dass sich beim Hören schon Nackenhaare aufstellen. Das ist der Klang der Seele, das ist Soul. Gefühlvoll von Malia gesungen und unaufdringlich aber doch kraftvoll von Blank bis tief in die Magengrube gedrückt. Das Ganze auch noch durchgängig von der ersten bis zur letzten Nummer. Da spürt man den Perfektionisten Boris Blank. Dieser Mann macht keine halben Sachen. Und eine Sängerin wie Malia hat sich diese Perfektion auch verdient.
Auch weil alle Titel des Albums, mit Ausnahme von Fever, aus ihrer Feder stammen. Genauer gesagt der von ihr gesungene Teil. Denn das ist eine Besonderheit dieser Aufnahme. Eigentlich hört man bei jedem Stück zwei Stücke in einem. Auf der einen Seite die gesungenen Lieder von Malia und dann noch die, in sich eigentlich eigenständigen, Soundkunstwerke von Boris Blank. Der wiederum als Produzent beides absolut perfekt ineinanderfließen lässt. Daher dann auch der Titel des Albums Covergence.
Wer die genaue und staubtrockene Bedeutung des Wortes Convergence (dt. Konvergenz) herausfinden möchte, der kann es ja gerne im Lexikon oder bei Wikipedia nachschlagen. Allen die mal eine perfekte Konvergenz tief im Innersten fühlen wollen empfehle ich dieses Album.