würdiger Nachfolger
Als regelmäßiger Hörer von Gruppen wie Nightwish, Mono Inc oder der früheren Within-Temptation oder Xandria bin ich leider erst in 2023 zufällig auf den Vorgänger "Until Dawn" gestossen, der sofort eine Spitzenposition auf meiner Playlist einnahm. Daher war ich sehr neugierig auf den Nachfolger.
Das Album startet mit "Unbound", ein Song den man sich anhören kann, der aber erstmal wenig Höhepunkte liefert. Erst ab etwa 3:30" wird es abwechslungsreicher. Für meinen Geschmack der schwächste Song des Albums, kein Vergleich mit dem genialen Opener "Spellbound" des Vorgängers...
"A Vagabonds's Heart" wurde als Single vorab veröffentlicht. Die Melodie ist etwas griffiger als bei "Unbound" - irgendwie "massentauglich" produziert. Höhepunkt ist die Bridge ab 02:53". Konsequenterweise war "My Forever Endeavour" die zweite Veröffentlichung, ein Song auch mit wenig Ecken und Kanten und leider auch Höhepunkten - auch für das breitere Publikum produziert.
Nach diesem leichtgewichtigeren Aufgalopp nimmt das Album mit "Ocean of Treason" Fahrt auf. Es kommt mehr Härte, Tempo und Abwechselung ins Spiel. Sehr schöne Hookline, gekonnt wird mit dem Tempo des Songs gespielt - mal ruhig dann wieder angezogen. Gefällt mir wesentlich besser als die ersten 3 Titel.
Bei "Aftermath of Life" geht es mir ähnlich wie bei "Until Dawn" des Vorgängeralbums. Der Song gefällt mir sehr gut, er hat einen schönen Einstieg, eine geniale den Song prägende Bridge ab 03:00" bis 04:30", aber leider fällt der Refrain dagegen ab. Der plätschert irgendwie daher und zieht mich immer wieder runter. Dabei sollte doch die Hookline eher ein Höhepunkt sein...
Mit Titel Nummer 6, "Last of our Kind", wechseln wir noch eine Liga höher. An der gefühlvollen Ballade kann ich mich kaum satt hören. Nach einem ruhigen Intro mit Piano und Streichern wird langsam die Melodie etabliert. Nele's Stimme passt perfekt dazu. Ab 03:00 kommt noch die E-Gitarre dazu, die Nele danach eindrucksvoll noch übersingt (=Gänsehaut). Auch danach ist das Tempo variabel. Ich mag es, wie sich Keyboard und Akkustikgitarre ergänzen, die Melodien am Keyboard überlagern. Im Finale haben wir dann Nele mehrstimmig.
Kann man das noch überbieten? Nein, aber man kann mit anderem Stil im selben Niveau weitermachen :-) "Into the Vortex" ist wieder härterer Gangart, glänzt mit vielen Tempowechseln, einfalls- und abwechslungsreicher Orchestrierung und Nele darf am Ende zeigen, bis in welche Höhen sie singen kann.
Ganz anderer Stil wieder bei "A Legacy Divine", etwas leichtgewichtiger und eingängiger - fast poppig, aber der Song gräbt sich unweigerlich ins Ohr und bleibt dort hängen. Es klappt doch mit dem schmissigen Refrain! Dabei wirkt der Titel nicht billig, ist mit schönen Gitarren- und Keyboardsoli und Nele's Elfenstimme garniert.
Man nehme "Shore to Aeon" vom Vorgängeralbum, dazu etwas "Greatest Show on Earth" von Nightwish, gebe das in den Mixer, packe eine schöne Melodie dazu und würze das Ganze, heraus kommt "The Aeon Tree". Eine Ballade, auf die es sich lohnt sich einzulassen und auch auf die leisen Töne zu hören (z.B. die Akkustikgitarre im Hintergrund). Höhepunkt sicherlich der Übergang bei 06:00" mit einsetzenden E-Gitarrenbegleitung, wobei ich den entsprechenden Übergang bei "Shore to Aeon" noch mehr mochte.
"Epiphany of Mine" ist im Finale wieder ein flotterer Abräumer und weiß meinen Rezeptoren durchaus zu gefallen.
Wie ist jetzt das Fazit?
Das Vorgängeralbum hat die Messlatte hoch gelegt, aber mit dem Album zeigen Elvellon dass sie das Niveau halten und in Teilen sogar übertreffen können. Nele's Stimme ist von jedem Zweifel erhaben und immer Herr der Lage. Zu größter Form laufen Elvellon in meinen Augen immer dann auf, wenn Standardpfade verlassen werden. Soli und Bridges sind eigentlich immer gelungen und Songs, die sich dem klassischen Strophenschema entziehen (wie z.B. hier die Balladen) ein Höhepunkt.
Im Vorgängeralbum hatte ich mich mit den härteren Titeln ("The Puppeteer", "King of Thieves") schwer getan, die musste ich schon einigemalen hören, bis sie verfangen haben. Hier wussten mich diese Songs gleich zu begeistern.
Die Produktion ist gut, klarer Klang und Instrumentierung gut herausgearbeitet.
Einzig, dass - wie oben erwähnt - bei einigen Songs der Refrain etwas beliebig wirkt, durch gleichförmige Drums und/oder Orchestrierung keinen wirklichen Höhepunkt kreiert, fände ich noch verbesserungswürdig ("Unbound", "My forever Endeavour", "The Aftermath of life").