Die Gesamteinspielung schreitet voran
Tatsächlich scheint es dem verdienstvollen Label Ricercar zu gelingen, eine aktuelle Gesamteinspielung vorzulegen. Aktuell wurde das wohl bedeutendste vierte Gambenbuch von Marais vorgelegt. Die jungen Protagonisten müssen sich nun einer größeren Konkurrenz, neben vielen anderen, insbesondere den Altmeistern des Gambenspiels, wie Jordi Savall, Wieland Kuijken oder auch Christophe Coin, einer der begabtesten Meisterschüler Savalls und nicht zuletzt Jean-Louise Charbonnier und seinem Ensemble stellen. Auch dieses Mal macht Joubert-Caillet alles richtig, die Gruppe musiziert auf hohem Niveau und auch die Tontechnik sorgt für ein gutes Klangbild. Aber auch hier habe ich den Eindruck, dass der Solist etwas distanziert agiert, so dass der Funke auf den Hörer nicht recht überspringen mag und sich doch recht bald Ermüdungserscheinungen einstellen. Auch die Tontechnik lässt das letzte Quäntchen an Ausgewogenheit und Klangfarben vermissen. Dass das noch alles besser geht, zeigt vor allen Dingen die etwa 30 Jahre alte Aufnahme mit Christophe Coin bei Decca, die sowohl spieltechnisch als auch klanglich für mich nach wie vor eine Referenz darstellt, obwohl nur Auszüge aus dem 4. Buch eingespielt wurden. Diese Sensibilität, Dichte, Leidenschaft und spieltechnische Perfektion wurden meiner Überzeugung nach auch nicht von Savall und Charbonnier erreicht. Das sind allerdings Kritikpunkte auf sehr hohem Niveau, die aber nicht in Abrede stellen, dass auch hier ein tadelloses Ergebnis erreicht wurde. Auf das 5. Buch darf man also gespannt sein, besonders im Vergleich zu den bereits vorliegenden Vergleichsaufnahmen.