Schmerz allein ist noch keine Kunst.
Die Marketing-Erzählung vom Herzschmerz der Chanteuse ist für das Werk an sich nicht relevant. Wichtig ist allein die Frage: Ist Vulnicura ein gutes Album?
Zuerst hat mich dieser Sound schwer beeindruckt. Diese eckige Mischung aus Björks krakeliger Stimme, den auf Avantgarde getrimmten skandinavischen Folk-Streichern und schließlich diesen tieffrequenten Hörlandschaften.
Je öfter ich das Album aber höre, desto mehr zerfällt der Eindruck auch wieder in diese einzelnen Bestandteile. Sie spielen nicht miteinander, tauschen sich nicht aus, sie existieren bloss für eine kurze Zeit parallel zueinander. Dann ist das Album aus, und es bleibt nichts zurück.
Das gleiche gilt für das Album insgesamt. Die einzelnen Songs für sich genommen sind sicher gut gelungen. Zusammen sind sie aber leider auch nicht mehr als eine Handvoll guter Songs. Das Album besitzt keine Dramaturgie, keinen Höhepunkt. Statt dessen klammert es sich an die Linearität der Erzählung. Vielleicht hätte man das Material besser noch einige Zeit vor sich hin gären lassen. Schmerz und Introspektion allein sind noch keine Kunst.
Ich für mich kann leider nur sagen: Hatte mich sehr darauf gefreut. Schade. Der Versuch, an die Größe der drei ersten Alben (Debut, Post, Homogenic) anzuschließen, ist leider in meinen Ohren misslungen.