Er kanns immer noch
Psychedelic Pill kann man als spätes Meisterwerk und gleichzeitig als Rückbesinnung auf die Zeiten von „weld“ und „Rust Never Sleeps“ betrachten. Schon der opener „Driftin’ Back“ zeigt als langer Track (27 Minuten), gespickt mit Zitaten an „Hurricane“, „Cortez The Killer“, ja sogar an „Wooden Ships“ so wie es von Jefferson Airplane beim Woodstock Festival gespielt wurde, lange, starke Improvisationen, rumpelnde Gitarren, manchmal mit Anklängen an Heavy Metal, Grunge. Dann wieder entspannt, groovy. Und immer wieder, auch mit feinsinniger Ironie in den Texten, die Anknüpfung an alte Zeiten. Crazy Horse spielen jetzt schon Jahrzehnte zusammen, und so entstehen kompakte, dichte Sounds, die haben wirklich gerne zusammen dieses Album eingespielt, glaubt man aus jeder Note heraus zu hören. Freunde der langen Tracks werden hier ihren Hörgenuss haben. Der stets unberechenbare Neil Young hat hier wieder einmal ein Album vorgelegt, das – nur scheinbar – gegen den Trend geht mit seinen langen Improvisationen. Die kurzen Tracks haben das Zeug zum Ohrwurm bei Fans. Der letzte Song „Walk Like a Giant“ ist dann als Manifest und, erneut, als Reminiszenz an die guten alten Zeiten zu verstehen. Bedauerlich nur, dass die Gesamtspieldauer etwas zu kurz ausfällt. Nimmt man die Blue Ray, wird klar, dass noch genügend Material da war.
Schade, dass nur wenige aktuelle Künstler sich noch an lange Improvisationen wagen, solche, die nicht Charttauglich sind, weil eben zu lang. Die aber, wie bei den alten Meistern mit der Sinfonie, Gelegenheit geben, Talent, Genie, Virtuosität zu erfahren.
Eines der besten Alben von Young und im Wust von Mittelmaß und unterirdischen Scheiben der letzten Jahre im Rock Business mit eine der besten Produktionen.