Eines weiß Ava genau, ...
... dass ihr Leben anders werden soll, als es das norddeutsche Dorf an der Elbe, in dem sie aufgewachsen ist, Anfang der 80er Jahre verspricht. So wie ihr Name, nach einer Filmdiva, für die der Vater schwärmt. Ihre Ausbildung zur Krankenschwester in der Stadt bringt zwar keine Euphorie mit sich, scheint aber ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Sie kommt mit einem Assistenzarzt zusammen. Doch was Liebe ist, lernt sie erst kennen, als sie diesen verlässt und sich auf einen eher egozentrischen Außenseiter einlässt. Mit dem hat sie zwar kaum Gemeinsamkeiten aber der hält an der Beziehung fest, entwickelt sich, wird ein Zeitgenosse und zufrieden mit seinem Leben und was wird Ava? Wäre sie vielleicht mit idealem Partner, Bilderbuchkindern und Haushaltshilfe glücklich?
Man ahnt, wie es weitergeht, die übrigen 340 Seiten. Wird die Besonderheit ihres Namens, die wiederholt als bezeichnend für ihren Charakter angesehen wird, irgendwann auf ihr Leben abfärben? Vor der Einfalt des Palindroms verschließt nicht zuletzt Ava selbst beständig die Augen. Auch ihre Ehe verläuft im Vollzug. Außerfamiliäre Abwechslung bereiten allein wenige Freundinnen und Seitensprünge aber als Entschädigung für Alltag, Sinnlosigkeit und Vergänglichkeit genügen sie nicht. Ava lässt sich von Einsichten, dass sie keine Talente hat, keine Träume und vor allem keine Zeit, ablenken. Dass sie auch keine Interessen hat, kaum Begeisterungsfähigkeit, scheint ihr hingegen unwesentlich zu sein. Man ahnt bald, dass es keiner Fortsetzung dieses Eheromans bedarf.
Erzählt wird vorwiegend im Präsens und nahe am ausgewählten Rede- und Gedankenfluss der Hauptfigur, dass es eine Freude ist. Ihre Wahrnehmung, ihre auch die eigenen Gefühle hinterfragenden und gelegentlich abschweifenden Gedanken sind immer treffend, nie aufgesetzt formuliert, ebenso die Dialoge. Der Wechsel von skurrilen Momenten und solchen, da einem das Lachen im Halse stecken bleibt, ist sehr gelungen.
Avas zwischenmenschliche Beziehungen sind markant skizziert, deren Entstehungen bleiben eher rätselhaft. Ihr unerschrockener, meist etwas zu rücksichtsvoller, selten verletzender Umgang mit Männern und deren Körperlichkeit ist bemerkenswert selbstverständlich beschrieben. Die seltenen, ihre Verpflichtungen kurz vergessen machenden Unternehmungen mit einer alleinerziehenden Freundin sind knapp erzählt, was deren Strohfeuerwirkung unterstreicht und den Roman vor einem Abgleiten ins Dekorative bewahrt.