Wunderbare Atmoshäre
Respighis Römische Trilogie hat vor allem unter deutschen Musikexperten nicht gerade den besten Ruf. Sind das nicht nur kitschige und monströse Effektstücke, klingende Postkarten von Rom? Alle Respighi-Verächter sollten sich mal die 2007 erschienene Aufnahme mit dem Orchester der Akademie von Santa Cecilia Rom unnter der Leitung von Antonio Pappano anhören. Um es gleich zu sagen: Das ist die schönste, geschmackvollste und einfühlsamste Aufnahme dieser wunderbaren Stücke, die ich je gehört habe.
Dass das Orchester aus Rom und der Italiener Pappano ein besonderes Faible für "ihre" Musik haben, war zu erwarten. Dass sie die Stücke aber so klangschön, empfindsam, transparent bis in die feinsten Verästelungen und ohne jede Effekthascherei spielen, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Das Orchester von Santa Cecilia spielt unter Pappano ganz klar in der Liga der Weltspitze mit.
Die Morgendämmerung und der Abend in den "Brunnen von Rom" oder die "Pinien auf dem Janiculum" haben eine ganz bezaubernde Atmosphäre. Hier lässt sich Pappano viel Zeit, um die Schönheiten der Musik auszukosten. Wunderbar blühen die Kantilenen der Soloinstrumente auf, und die Musiker scheinen wirklich aufeinander zu hören. Die Klangorgien des Trevi-Brunnens oder des ersten und letzten Satzes der Pinien werden mit aller Pracht inszeniert, ohne dass der Hörer von einem lauten Getöse erschlagen wird. Die Musik bleibt immer klar und transparent, was die Wirkung umso größer macht. Man höre nur den römischen Triumphzug auf der Via Appia, der aus der Ferne kommt und sich ganz allmählich steigert, so dass der Schluss (mit Pauken, großer Trommel und Tamtam) geradezu umwerfend wirkt.
Die Orgel, die in den lauten Sätzen die Klangpracht erhöhen soll, bleibt eher im Hintergrund, so dass der grandiose, aber immer transparente Klang des Orchesters nicht zugedröhnt wird. Klangbrei wird von Pappano konsequent vermieden.
Der Klang der CD ist räumlich, leuchtkräftig, klar und ausgewogen. Die wunderbare Atmosphäre wird ohne Abstriche wiedergegeben.
Fazit: Das ist eine neue Referenzaufnahme der Römischen Trilogie, die nicht so leicht zu übertreffen ist!
Und es kommt noch besser: Die CD enthält zusätzlich eine echte Rarität, nämlich das schöne Gesangsstück "Il tramonto" (Der Sonnenuntergang), das von der Sängerin Christine Rice mit ihrer angenehmen und ausdrucksvollen Mezzosopran-Stimme sehr ansprechend gesungen wird.
Damit beträgt die Gesamtspieldauer gut 80 Minuten. Der Gegenwert dieser rundum gelungenen CD rechtfertigt den hohen Preis absolut.