Gutes Album, jedoch leider das schlechteste von OM
Lange hatte ich auf ein neues Album von OM gewartet. Der Vorgänger "God is good" wies bereits in eine etwas andere Richtung, die nahelegte, dass zumindest klanglich in Zukunft mit breiterer Palette gearbeitet werden würde. Nun ist das möglicherweise nicht zwangsläufig das, was ein Fan von OM erwartet, aber ich möchte behaupten, dass sich dadurch interessante neue Möglichkeiten ergeben.
In dieser Hinsicht enttäuscht "Advaitic Songs" auch keineswegs. Bereits der erste Song des Albums ("Addis") schafft es sofort mit erweiterter Instrumentierung (Cello, Percussion, weiblicher Gesang, E-Gitarre, Klavier) die meditativ-düstere Stimmung der Vorgängeralben erneut einzufangen. Dass Schlagzeug und Bass dabei weit in den Hintergrund treten, stört in meinen Augen dabei keineswegs.
Schon beim zweiten Song des Albums stellt sich jedoch bereits eine gewisse Verwunderung ein: an sich ist "State of Non-Return" ein typischer OM-Track, doch irritiert der gewöhnungsbedürftige Bass-Sound. Unverzerrt wirkt er flach und blass. Demgegenüber steht der beinahe "über-fett" produzierte verzerrte Sound, der jegliche Nuance unter sich begräbt. In Bezug auf Komposition und Spannungsbogen hat man von OM auch schon bessere Stücke gehört. Dennoch zählt der Song zu den besseren des Albums, da er das beste Beispiel für OMs wuchtige Seite auf diesem Tonträger darstellt.
Tracks 3 ("Gethsemane") und 4 ("Sinai") sind wohl zu den schwächsten des Albums. Zwar zeigt sich auch hier wieder die erweiterte Instrumentierung und hinterlässt einen durchaus positiven Eindruck, doch kann dies nicht über den fehlenden Spannungsbogen hinwegtäuschen. Es klingt in beiden Fällen tatsächlich, als sei eine gute Idee einfach über jeweils 10 Minuten hinweg immer und immer wieder wiederholt worden. Der Einwand, dass dies doch bereits auf sämtlichen Vorgängerlaben der Fall gewesen sei, ist meiner Meinung nach nicht zulässig. Dort gab es immer wieder kleine Veränderungen, die sich dem Hörer erst nach längerer Zeit offenbaren und so das Erlebnis mit jedem Mal interessanter machen. Dies ist hier leider nicht der Fall.
Im Prinzip gilt letztendlich das selbe auch für den letzten Song des Albums, "Haqq al-yaqin". Der einzige Unterschied mag jedoch darin bestehen, dass hier die erweiterte Instrumentierung noch einmal besser zum Ausdruck kommt und so die kompositorische Vielfalt noch ein wenig größer ist.
Mein Fazit: ein gutes Album, leider jedoch das schlechteste von OM bisher. Wer die ganze Pracht dieser Band erleben möchte, sollte lieber zu den "Standardwerken" "Variations on a Theme" und "Conference of the Birds" greifen.