Grandioser Beethoven-Zyklus mit Chailly
Für diese CDs lohnt es sich wahrhaftig, noch 2011 eine Bewertung abzugeben, denn sie gehören zweifellos zu den hochwertigsten Tonträgern, die ich dieses Jahr erworben habe.
Beethovens Symphonien sind ja nun schon unendliche Male eingespielt worden. Man kann sich förmlich totsuchen nach der "Musteraufnahme" - zumal die Interpretationen auch nicht immer "besser" oder "schlechter" sind, sondern lediglich anders.
Der aktuelle Gewandhaus-Kapellmeister Riccardo Chailly selbst nennt Toscanini, Karajan und Gardiner als Vorbilder für den Weg zu seiner Beethoven-Auffassung. Aber was der Italiener nun mit seinem Orchester herausgearbeitet hat, ist einzigartig und verdient höchstes Lob, denn diese Interpretation versteht es, die Errungenschaften der historischen Aufführungspraxis (weniger "Klangbrei", Originaltempi usw.) mit einem modernen Symphonieorchester lebendig werden zu lassen.
Die Leipziger musizieren unglaublich virtuos, dynamisch und mit Freude am Detail, sodass es auch für den erfahrenen Beethoven-Hörer einiges neues zu entdecken gibt. Erwähnt seien an dieser Stelle z.B. der besondere Bläserklang oder die transparente Pauke - ein Genuss.
Jede einzelne Symphonie ist hervorragend gelungen, vor allem die erste (op. 21), vierte (op. 60) und achte (op. 93) seien genannt, aber auch der allseits bekannten fünften (op. 67) gewinnt Chailly neue faszinierende Seiten ab und die neunte (op. 125) setzt dem Zyklus mit dem bei der "Ode an die Freude" losreißenden Feuersturm ein würdiges Ende.
Hut ab auch vor den (im 5er-Set mit vorliegenden) Ouvertüren, welche Chailly ebenso meisterhaft gestaltet. Man vergleiche einmal die Versionen des Italieners und Karajans von der "Coriolan"-Ouvertüre - welch ein Unterschied.
Schade nur, dass die von mir so geschätzte Konzertouvertüre "Die Weihe des Hauses" nicht mitgeliefert wird.
Eine Empfehlung für jeden Beethoven-Freund!