Referenz unter den Liveaufnahmen des Faust
Dieser Faust Mitschnitt aus der MET mit Jussi Björling und Elisabeth Söderström ist eine willkommene Bereicherung der Faustdiskographie.
An erster Stelle ist hier Jean Morel zu nennen der wunderbar dirigiert und die Sänger zu Bestleistungen animiert. Ich bedauere sehr, dass die Balletmusik nicht erhalten ist und auch der vierte Akt erst mit der Begegnung Margarethe Mephistofeles beginnt. Björlings Faust ist hier viel engagierter als unter Cleva (1950), man sieht wie auch ein Björling von einem sensiblem Begleiter zu profitieren wusste. Stimmlich ist er ausgezeichnet. Elisabeth Söderström ist eine angenehm frauliche Marguerite, zudem stimmlich mit viel Substanz und wunderbarer Gestaltung. Hier gibt es verdienten Szenenapplaus bereits nach dem Lied des Königs von Thule und die Diamtenarie bietet nochmals eine Steigerung. Zwei Schweden die musikalisch auf gleicher hoher Ebene spielen und sich auf Morels große Erfahrung und Liebe zu diesem Repertoire einlassen. Cesare Siepis Mephistofeles entspricht seiner Rolle ebenfalls und vermag kantable wie spöttische Aspekte seiner Rolle überlegen zu gestalten. Robert Merills Valentin fällt da ein wenig ab, da er Routine auf allerdings hohem Niveau bietet (in doubt sing loud). Gestalterische Feinheiten vermisse ich allerdings. Mildred Millers Siebel ist wunderbar schwärmerisch und im Gegensatz zu Merill merkt man wie sie Morels Intentionen aufmerksam folgt. Thelma Votipka als Marthe ist solide ohne die komischen Möglichkeiten ihrer Rolle auszuschöpfen.
Der Klang ist sehr guter Mono und auch die Balance zwischen Stimmen und Orchester stimmt. Das Booklet bietet nur Trackangaben.
Meiner Meinung nach stellt dieser Mitschnitt eine große Bereicherung der Faust Diskographie dar und hat unter den Livemitschnitten Referenzcharakter