Ruhe und Bewegung: Gegensätze in Klang und Zeit
Die Pianistin Ji-Yeoun You wählt für ihr CD-Debüt bei bremen radiohall records drei repräsentative Werke aus drei Epochen. Gewagt erscheint die Auswahl der Stücke: Jedes für sich klassisches Repertoire, immer wieder gespielt und aufgenommen. Welche Spannung lässt sich damit neu erzeugen?
Der Reiz dieser Aufnahmen liegt in der Gegensätzlichkeit im Detail. Ohne ins Extreme zu verfallen, gelingt Ji-Yeoun You eine farbige, facettenreiche Interpretation jeder einzelnen Phrase; die Akzentuierung des einzelnen Tons dient der Gestaltung der Linie. Tatsächlich werden hier bekannte Werke auf selten gehörte Weise dargeboten. Beethoven, Schubert und Bartok sind auf einen Nenner gebracht, der jenseits von reiner Virtuosität auf dem Gespür für Tempo, Dynamik und Agogik beruht und selten erreicht wird. Deutlich wird dies etwa beim zweiten Moment Musical, wenn das zweite Thema einsetzt "non troppo lento", ohne jegliche Beschleunigung, und dennoch im Fluss, oder beim Übergang zum dritten Satz der Waldstein-Sonate.
Für mich war die CD eine Neuentdeckung, die ich guten Gewissens weiterempfehle.