Maßstäbe für die Interpretation alter Musik
Reinhard Goebel hat mit fast allen seiner Einspielungen Aufsehen erregt. Da wurden unter seiner Leitung Bachs "Ein musicalisches Opfer" zu einem hörbaren, ja fetzigen Werk, da wurde die "Kunst der Fuge" zu einem Ensemble-Musik-Erelbnis. Eine weitere Pionierleistung kann die Gesamteinspielung des sogenannten Alt-Bachischen Archivs gelten. Mitunter erscheinen Goebels Interpretationen beim ersten Hören zu "zackig" und sie mögen wie "zu viel des Guten" klingen - setzt man sich aber mit diesen länger Einspielungen auseinander, so erscheinen sie - dank auch einiger sensationeller Mitstreiter (wie z.B. Wilbert Hazelzet - Traversflöte, Florian Deuter - Violine oder Friedemann Immer - Trompete) und deren Zutun - immer noch als Maßstab auf dem Gebiet "Alte Musik". Bei vielen Aufnahmen komme ich persönlich als Fan vom Klang der Stainerschen Geigen (Goebels Instrument aus dem Jahr 1665 ist klanglich und visuell eine Sensation und wird heute von einem Kollegen aus Süddeutschland gespielt) auf meine Kosten und Goebels Booklet-Texte sind ohnehin klug, informativ und durchdacht.