Überzeugende Interpretation
Vladimir Ashkenazy gelang 1976 (Jahr der Erstveröffentlichung) eine überzeugende Haltung gegenüber dem wahrhaft opulenten Klangmaterial. Obwohl in Gorki geboren und in der musikalischen Tradition Rachmaninoffs aufgewachsen, vermeidet Ashkenazy dennoch ein allzu empathisches Auskosten des Stoffes. Für mich ist das Schwierige bei der Interpretation von Rachmaninoff, weder in Plüsch und Samt zu versinken noch durch z.B. hochgezogene Tempi die Stücke zu rein virtuosem Rankenwerk werden zu lassen. Innerhalb dieser "Gefahrenzonen" halte ich Ashkenazy's Spiel für eine sehr feine, gültige Interpretation mit sehr hohem Repertoirwert.
Die analoge Aufnahme erfuhr bei der Decca ein sehr gutes Remastering (96kHz/24-bit), klingt räumlich ausgewogen und angenehm präsent, aber im Vergleich zu der einen oder anderen aktuellen Spitzenproduktion kann es hier nur noch 4 Punkte geben.
Das Booklet bietet nichts außergewöhnliches, ist aber besser als so manche lieblos gemachte Neuveröffentlichung. Der Artikel von Max Harrison, Ex-Kritiker der London Times, ist durchaus lesenswert und informativ.
Gesamturteil: für jeden, der sich dem Klavierwerk Rachmaninoffs beschäftigt, eine sehr empfehlendwerte Einspielung aus den 70er-Jahren, 4-5 Sterne